Jahresrückblick 2014 Tränen und Triumphe der Politik

Die Kanzlerin hat ein gutes Timing: Erst holt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft den WM-Titel. Nur vier Tage später feiert Angela Merkel ihren 60. Geburtstag. Andere Politiker haben 2014 weniger Grund zum Jubeln.

Niederlagen-Serie für die FDP reißt nicht abNach dem Auszug aus dem Bundestag kommt die FDP aus dem Tal der Tränen nicht mehr raus. Immerhin: Bei der Europawahl gibt es keine Prozenthürde. Dank 3,4 Prozent dürfen drei Abgeordnete ins Parlament. Bei der Landtagswahl in Sachsen, und später auch in Thüringen und Brandenburg setzt es dann wieder vernichtende Niederlagen: In keinem Bundesland schafft die FDP den Einzug ins Parlament. Liberalen-Chef Christian Lindner hofft jetzt auf eine Trendwende bei der Wahl in Hamburg im Februar 2015. „Wir brauchen eine Eisbrecher-Wahl“, lautet seine Ansage. Eisbrecher haben mehrere 10 000 PS - ob die heillos zerstrittene FDP in der Hansestadt solche Kräfte entwickeln kann? Quelle: dpa
Wulff kann aufatmen - Freispruch ist rechtskräftigDreieinhalb Monate muss der ehemalige Bundespräsident nach dem Urteil noch warten, dann kann Christian Wulff aufatmen: Sein Freispruch vom Vorwurf der Vorteilsnahme ist rechtskräftig. Dieser Triumph zum Ende des Prozesses verschafft vielleicht persönliche Genugtuung. Doch die Verbitterung ist dem ehemaligen CDU-Politiker anzuspüren, wenn er sagt: „Hätte die Staatsanwalt korrekt gehandelt in Hannover und die Aufhebung der Immunität nicht beantragt, wäre ich noch im Amt.“ Für Wulff steht fest: „Ich wäre auch heute der Richtige in dem Amt.“ Quelle: dpa
Selfie mit Merkel zum WM-Auftaktsieg gegen PortugalMit einem gemeinsamen Selfie landen Lukas „Poldi“ Podolski und Kanzlerin Angela Merkel einen Internet-Hit. Wie ein Virus verbreitet sich das Bild der Kanzlerin im Arm des Nationalspielers auf dessen Twitterseite. Ganz versonnen schauen beide in die Kamera. „4:0 Sieg! geiler Start !! Und hier das versprochene Selfie mit der Kanzlerin ! Poldi“, postet Podolski triumphierend. Im roten Blazer ist Merkel auch noch auf einem Gruppenfoto inmitten halbnackter Spieler zu sehen. Dieses Bild postet wiederum Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter - und kommentiert gewohnt sachlich-nüchtern: „Glückwunsch - perfekter Einstieg ins Turnier!“. Quelle: dpa
Jogis Jungs holen den Titel - und Merkel ist dabeiAngela Merkel fiebert als Edelfan mit einer schwarz-rot-goldenen Fußballtasche auf der Ehrentribüne des Maracanã in Rio de Janeiro beim Finale der Fußball-WM mit - zusammen mit Bundespräsident Joachim Gauck. „Angie, Angie, Angie“ und „Präsi, Präsi, Präsi“, rufen die Weltmeister nach dem 1:0-Sieg gegen Argentiniern. Danach stößt „Angie“ beim Kabinenbesuch mit Dosenbier an, von den Spielern gibt es sogar Wangenküsschen. Der Triumph ist zwar nicht der Verdienst der CDU-Vorsitzenden, mit Fußball-Nähe können Politiker aber immer Sympathiepunkte sammeln. Etliche Staatspräsidenten gratulieren. Quelle: dpa
Merkel feiert ihren 60. mit einem HistorikervortragAndere feiern ihren 60. Geburtstag mit einem rauschenden Fest - nicht so Angela Merkel. Die Kanzlerin verbringt die ersten 90 Minuten ihres Ehrentages bei einem eher tristen EU-Gipfel. Immerhin gibt es von den anderen Staats- und Regierungschefs Sekt und Geschenke. Diese sind wenige Tage nach dem deutschen WM-Triumph stark Fußball-lastig: ein Ball und ein Deutschland-Trikot mit den Unterschriften der Kollegen. Zurück in Berlin feiert Merkel auch keine ausgelassene Party. Zwar sind zur Feier in der CDU-Parteizentrale am Abend 1000 Gäste geladen - allerdings hat sich die Kanzlerin einen wissenschaftlichen Vortrag gewünscht. Der Historiker Jürgen Osterhammel spricht über „Zeithorizonte der Geschichte“. Quelle: dpa
Wowereit kämpft beim Rücktritt mit TränenMit Tränen in den Augen und kippender Stimme kündigt Klaus Wowereit (SPD) überraschend an abzutreten. Und zwar nicht erst zur Eröffnung des Berliner Großflughafens - also irgendwann in nicht absehbarer ferner Zukunft - sondern bereits zum Jahresende. „Ich wollte es sogar schon im Juli machen, aber da sind wir Weltmeister geworden“, sagt er zu seiner Entscheidung. Diese kommt nicht ganz von ungefähr. Denn nach mehr als 13 Jahren im Amt als Berlins Regierender Bürgermeister ist seine Beliebtheit in der Bevölkerung stark gesunken. Was bleibt von „Wowi“, wie er salopp genannt wird? Neben einem Aufschwung der Stadt in seiner Regierungszeit auch Sprüche wie diese: „Berlin ist arm, aber sexy.“ Und: „Ich bin schwul - und das ist auch gut so.“ Quelle: dpa
Triumphe in Serie für die AfDDie Alternative für Deutschland (AfD) sammelt 2014 ordentlich Wähler: 9,7 Prozent bei der Landtagswahl in Sachsen, 10,6 Prozent in Thüringen und 12,2 Prozent in Brandenburg. Und das war noch nicht alles: Ins Europaparlament zieht die rechtskonservative Partei ebenfalls ein, ebenso in diverse Stadt- und Gemeinderäte. „Man kann es einfach nicht mehr abstreiten, die Bürger dürsten nach einer politischen Erneuerung im Lande“, sagt der in den eigenen Reihen zunehmend umstrittene Parteichef Bernd Lucke. „Die AfD als Partei ist jetzt endgültig in der deutschen Parteienlandschaft angekommen.“ Was 2015 bei den Wahlen am 15. Februar in Hamburg und am 10. Mai in Bremen zu beweisen wäre. Quelle: dpa
Liedermacher Biermann attackiert Linke im BundestagSeinen Auftritt im Bundestag zum 25. Jahrestag des Mauerfalls nutzt Wolf Biermann für eine Attacke auf die Linksfraktion: Der Liedermacher spricht von den „Resten der Drachenbrut“ und nennt die Linke den „elenden Rest dessen, was zum Glück überwunden wurde“. Er rechnet mit der Nachfolgepartei der SED ab - ein kleiner Triumph. Denn jene SED hatte ihn erst drangsaliert, mit Auftrittverbot belegt und dann 1976 ausgebürgert. Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) bekommt einen Seitenhieb ab, als er Biermann ermahnt, er sei zum Singen und nicht zum Reden eingeladen worden. „Das Reden habe ich mir in der DDR nicht abgewöhnt und werde das hier schon gar nicht tun“, kontert der einstige DDR-Dissident. Quelle: REUTERS
25 Jahre Mauerfall - Politiker feiern in Berlin Ein Vierteljahrhundert nach dem Fall der Mauer steigen 7000 Ballons entlang der früheren DDR-Grenzanlagen in den Berliner Himmel. „Diese Stadt hat Geschichte geschrieben“, betont die aus der einstigen DDR stammende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Mehr als eine Million Menschen kommen, um das Jubiläum zum Triumph der Freiheit zu feiern. Merkel sagt im Bundestag auch: „Träume können wahr werden. Nichts muss so bleiben wie es ist“ - eigentlich ein schönes Motto für das Jahr 2015, oder? Quelle: dpa
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