Joachim Gauck Vom Pastor zum Präsidenten

Der künftige Bundespräsident Joachim Gauck ist ein Kämpfer für Demokratie und gegen das Vergessen. Stationen eines bewegten Lebens.

Joachim Gauck, Angela Merkel Quelle: dapd
Denn schon vor knapp zwei Jahren war der ehemalige Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde der Kandidat der Opposition aus SPD und Grünen und scheiterte erst im dritten Wahlgang am Favoriten der Kanzlerin, Christian Wulff (CDU). Quelle: Reuters
Damals schossen die Umfragewerte für den Mecklenburger Theologen bei der Bevölkerung in die Höhe und so war es nicht verwunderlich, dass nach dem Wulff-Abgang sein Name erneut in aller Munde war. Quelle: dpa
Nach seinem Theologie-Studium in Rostock von 1958 bis 1965 nahm Joachim Gauck (geboren am 24. Januar 1940 in Rostock) seine Tätigkeit bei der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburg auf. Zunächst als Vikar und Pastor in Lüssow (Kreis Güstrow) und ab 1970 im Neubaugebiet Rostock-Evershagen. Quelle: dpa
Als Bürgerrechtler machte Gauck als Mitinitiator der kirchlichen und politischen öffentlichen Protestbewegung in Mecklenburg von sich Reden. In den Jahren 1989 und 1990 leitete er wöchentliche Gottesdienste mit anschließenden Großdemonstrationen in Rostock. Darüber hinaus war Gauck Mitglied und Sprecher des Neuen Forums Rostock. Das Neue Forum war eine Bürgerbewegung, die in der DDR entstand und die Wende wesentlich mitprägte. Quelle: dpa
Die Wendezeit war eine der prägenden Perioden in Gaucks Biografie: Von März bis Oktober 1990 war Gauck Abgeordneter der frei gewählten Volkskammer für das Neue Forum. In dieser Funktion übernahm er die Leitung des „Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) /Amt für Nationale Sicherheit (AfNS)“. Im August agierte Gauck als Mitinitiator des Stasiunterlagen-Gesetzes der Volkskammer. Darin wurde vor allem die Öffnung der Stasi-Akten für die „politische, juristische und historische Aufarbeitung“ festgelegt. Quelle: Reuters
Am 3. Oktober 1990, dem Tag der Deutschen Einheit, wurde Gauck vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl zum „Sonderbeauftragten der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes“ berufen. Die Weichen für die „Gauck-Behörde“ waren gelegt, die es später Millionen von Ex-DDR-Bürgern ermöglichen sollte, Einsicht in ihre Stasi-Unterlagen zu erhalten und zu erfahren, von wem und in welchem Umfang sie bespitzelt worden waren. Quelle: dapd
Im Dezember 1991 wurde Joachim Gauck mit der Verabschiedung des Stasiunterlagen-Gesetzes des Deutschen Bundestages zum „Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR“. Zusammen mit Jens Reich, Ulrike Poppe und drei weiteren Bürgerrechtlern wurde Gauck in diesem Jahr stellvertretend für die Oppositionellen in der DDR mit der Theodor-Heuss-Medaille ausgezeichnet. Quelle: dpa
Im Oktober 1997 stellte Gauck den dritten Tätigkeitsbericht seiner Behörde vor. Demnach waren bis Juni 1997 rund 1,3 Millionen private Anträge für eine Einsicht in die Stasi-Akten eingegangen sowie 2,3 Millionen seitens der Behörden, Ämter und öffentlichen Verwaltungen. Quelle: dpa
Am 28. September 2000 wählte der Bundestag die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Marianne Birthler zur neuen „Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR“. Gauck hatte nicht erneut für das Amt kandidiert, da der Beauftragte nur zweimal für jeweils fünf Jahre gewählt werden kann. Die „Gauck-Behörde“ wurde von da an zur „Birthler-Behörde“. Quelle: ap
Doch auch nach seinem Ausscheiden aus der Stasi-Unterlagenbehörde setzte Joachim Gauck sein gesellschaftspolitisches Engagement fort: Seit 2003 ist er Vorsitzender der Vereinigung „Gegen Vergessen - Für Demokratie“. Die Mitglieder der Vereinigung engagieren sich für Vielfalt, Toleranz und Teilhabe im demokratischen Staat sowie gegen politischen Extremismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung von Minderheiten. Grundlage bildet dabei eine Erinnerungs- und Aufarbeitungskultur von Nationalsozialismus und SED-Diktatur. (Das Foto zeigt Joachim Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt) Quelle: dpa
Joachim Gauck Quelle: dapd
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