Joachim Gauck zum Islamismus „Wir verteidigen uns“

Bundespräsident Joachim Gauck fordert mehr Anstrengung im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus. Auch Deutschland solle sich „stark und ideenreich“ einbringen, um „Verständnis und Frieden zu fördern.“

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Bundespräsident Joachim Gauck ist auf Staatsbesuch in Tansania. In Daressalam wurde er von Bürgern und vom Präsidenten des Landes, Jakaya Mrisho Kikwete (r.), begrüßt. Quelle: dpa

Daressalam Bundespräsident Joachim Gauck hat größere internationale Anstrengungen im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus gefordert. Er könne sich vorstellen, „dass im Zuge internationaler Konferenzen diejenigen zusammenkommen, die auf Frieden orientiert sind“, sagte er am Dienstag nach einem Treffen mit dem tansanischen Präsidenten Jakaya Mrisho Kikwete in der Handelsmetropole Daressalam.

Jede der großen Religionen, auch der Islam, könnte Vertreter entsenden, „die an Frieden und Ausgleich interessiert sind“. Deutschland könne stärker als bisher seine Erfahrungen zur Bewältigung solcher Konflikte einbringen.

Gauck erinnerte an die Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn von 2001, bei der ein Stufenplan zur Entmachtung der Taliban verhandelt worden war. Manchmal sei es erforderlich, Konfliktparteien in ein ganz anderes Umfeld zu bringen. Oft seien schon die Mittel, die man aufwende, um eine solche Konferenz zu organisieren, ein friedenstiftender Akt.

„Es sieht aus wie Ausstellen eines Schecks, tatsächlich ist es aber eine gute und sinnvolle Aktivität, Verständnis und Frieden zu fördern.“

Deutschland habe „darüber hinaus die Verpflichtung, in den internationalen Organisationen uns stark und ideenreich einzubringen“, ergänzte Gauck kurz vor Beginn der Internationalen Sicherheitskonferenz in München. Vor fast genau einem Jahr hatte er dort gefordert, die Bundesrepublik solle sich bei der Verhinderung und Lösung von Konflikten „früher, entschiedener und substanzieller“ engagieren.

Zum Auftakt seiner fünftägigen Tansaniareise lobte der Bundespräsident nun das militärische Engagement der dortigen Regierung in Südsudan und im Kongo. Dies sei ein gutes Beispiel, „um den Feinden von Frieden zu sagen: Wir verteidigen uns.“

Gauck betonte die Bedeutung wirtschaftlichen Erfolgs zur Verhinderung islamistischer Gewalt. „Viele dieser terroristischen Aktivitäten werden ja ausgeübt von Menschen, die völlig hoffnungslos sind. Desorientiert, aber auch hoffnungslos, weil sie keine Zukunftsperspektive im eigenen Land erkennen können“, sagte er.

Tansania, eines der ärmsten Länder der Welt, gilt als politischer und wirtschaftlicher Stabilitätsanker in der Region.

Angesichts der Bedrohung durch Terrorgruppen wie der Boko Haram in Nigeria oder der Al-Shabab in Somalia steht für Gauck die Unterstützung von Menschenrechten und Pressefreiheit, aber auch das Zusammenleben von Christen und Moslems im Mittelpunkt der Reise.

Auf der zu dem Land gehörenden Touristeninsel Sansibar gab es in den vergangenen Jahren Anschläge extremistischer Islamisten auf Kirchen und Priester.

Am Mittwoch will Gauck an einer Sitzung des „Friedensrates religiöser Führer in Sansibar“ teilnehmen.

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