Berlin In der schwarz-roten Regierungskoalition gibt es Unzufriedenheit darüber, dass viele Betriebe Flüchtlinge nur zurückhaltend einstellen. Die Position von Arbeitsministerin Andrea Nahles sei nach wie vor, „dass sich die Wirtschaft hier auch einen Ruck gibt“, sagte eine Sprecherin von Nahles am Mittwoch. Wenn die Integration der Flüchtlinge gelingen solle, müssten alle dabei Verantwortung übernehmen. Regierungssprecher Steffen Seibert bremste hingegen: „Ich glaube, es geht grundsätzlich nicht darum, aneinander Kritik zu üben.“ Man müsse vielmehr gemeinsam überlegen, wie zu dem, was insbesondere schon in Handwerk und Mittelstand getan werde, noch mehr bei anderen Firmen dazukommen könne. Die Arbeitgeber dagegen forderten mehr Geduld.
Nahles berichtete am Mittwoch im Kabinett über den Stand der Bemühungen, die Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern in Deutschland voranzubringen. „Wenn Flüchtlinge sich in Deutschland über Arbeit integrieren, ist das gut für sie, es ist aber auch gut für unser ganzes Land“, sagte Seibert. Seit 2015 seien von der Regierung eine Fülle von Maßnahmen ergriffen worden, um Zugereisten den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. So rechne die Bundesregierung in diesem Jahr mit bis zu 450.000 Teilnehmern an Integrationskursen.
Die Arbeitgeber wiesen Vorwürfe aus der Politik zurück, die Unternehmen täten zu wenig für die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. „Jetzt eine Bilanz zu ziehen, wäre, glaube ich, zu früh“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) Steffen Kampeter dem ZDF-Morgenmagazin. „Das ist ein Dauerlauf.“ Auch wenn die Momentaufnahme womöglich nicht so günstig aussehe, so stimme doch die Richtung. „Wenn wir uns gemeinsam anstrengen, werden wir das auch gemeinsam schaffen“, äußerte er. Schuldzuweisungen hülfen nicht weiter.
Bundeskanzlerin Angela Merkel will am 14. September mit führenden Wirtschaftsvertretern darüber sprechen, wie Flüchtlinge besser in Arbeit gebracht werden können. Vor einigen Wochen hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) den Chefs der Dax-Konzerne geschrieben und sie aufgefordert, mehr Flüchtlinge einzustellen. Auch die CDU-Politikerin Julia Klöckner forderte die deutsche Wirtschaft zu mehr Anstrengungen auf. Nach einer Umfrage der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ von Anfang Juli hatten bis dahin die großen Dax-Konzerne gerade einmal 54 Flüchtlinge eingestellt.