Josef Hecken Ein Workaholic und Raucher mit dem Zeug zum Gesundheitsminister

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Apotheke Quelle: AP

Falls Hecken Minister wird und die Zigaretten als Nervenpflege braucht, eignen sich die nächsten Jahre nicht zum Entzug. Im Gesundheitssystem gibt es fast 250 Milliarden Euro zu verteilen. Hecken würde umworben, belauert und beschimpft werden. Wenn der FDP-Politiker Rainer Brüderle neulich bemerkte, in Berlin führe die Schleimspur der Lobbyisten quer über die Straße, herrscht vor dem Bundesgesundheitsministerium die größte Rutschgefahr.

Widerstände und Klippen reizen Hecken. „Der ist ein Macher, ein absoluter Workaholic“, sagt Raimund Nossek, Chef des BKK-Landesverbands Rheinland-Pfalz und Saarland. „Das Kleingedruckte zu irgendwelchen Gesetzen und Verordnungen ist ihm eher lästig.“ Er ist ungeduldig, redet wahnsinnig schnell und wahnsinnig viel. Kommt das Gegenüber nicht mit, stockt er kurz – und erklärt alles noch mal, am Beispiel von „Vater Anton Hecken“, der nicht versteht, warum er statt rosa auf einmal grüne Pillen nehmen muss. „Aber wenn Vater Anton Hecken in der Apotheke merkt, er muss bei den rosa Pillen nichts zuzahlen – dann findet er die auf einmal gar nicht mehr schlecht.“

Griff ins Wespennest

Dass viele gute und gut gemeinte Sparideen im Gesundheitssystem scheitern – diese Erfahrung machte Hecken schon mehrmals. Als Minister im Saarland wollte er die Krankenhauslandschaft straffen. Klinikchefs und Landräte verbündeten sich – Hecken musste zurückstecken. Er genehmigte die erste Filiale der Apothekenkette Doc Morris – ein Griff ins Wespennest –, die Apotheker liefen Sturm, Privatdetektive folgten ihm bis an die Haustür, Hecken verlor vor dem Europäischen Gerichtshof.

Natürlich werden die Apotheker trotzdem „konstruktiv mit jedem zusammenarbeiten, der Gesundheitsminister wird“, versichert Thomas Bellartz, Sprecher der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände, diplomatisch. Bei den gesetzlichen Krankenkassen klingt es enthusiastischer: „Wir können mit ihm gut leben, auch die AOK“, sagt Jürgen Graalmann, Vorstand des AOK-Bundesverbands. Die Privaten freuen sich ohnehin über jeden, der nicht Ulla Schmidt heißt. Allerdings hört man auch warnende Stimmen: Hecken sei arrogant, ein schwieriger Mensch.

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