Junge Muslime in Deutschland Kampf gegen die Radikalisierung

Rheinland-Pfalz will mit einem neuem Konzept die Radikalisierung junger Leute verhindern. Der Großteil gewaltbereiter Islamisten ist zwischen 20 und 35 Jahre alt. Ein Sozialforscher erklärt, wo die Ursachen dafür liegen.

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Rheinland-Pfalz will die Radikalisierung junger Muslime verhindern. Quelle: dpa

Koblenz Der Sozialforscher Stephan Bundschuh geht davon aus, dass die Radikalisierung junger Muslime ungebremst weitergeht. „Solange im Nahen und Mittleren Osten die Destabilisierung ganzer Regionen weiter voranschreitet, sich dadurch eine Gewaltorganisation wie der IS (Islamischer Staat) als Heilsbringer darstellen kann und im europäischen Raum (...) die Stigmatisierung von Muslimen nicht aufhört, werden wir mit diesem Problem zu tun haben“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe zwar nur wenige potenzielle Gewalttäter. Eine Gewalttat genüge aber, um die Polarisierung entlang religiöser und kultureller Grenzziehung zu beschleunigen.

Die rot-gelb-grüne Landesregierung in Rheinland-Pfalz will die Radikalisierung junger Leute hin zum Islamismus verhindern. Jugendministerin Anne Spiegel (Grüne) und Innenminister Roger Lewentz (SPD) stellen an diesem Mittwoch in Mainz ein entsprechendes Konzept vor, das neue Projekte und bestehende Angebote bündelt. Für Betroffene und deren Angehörige gibt es Beratung und Hilfe beim Aussteigen.

In Rheinland-Pfalz wurden Ende des ersten Halbjahres 570 Islamisten gezählt, als gewaltbereit galten 40 Menschen. Der Großteil der gewaltbereiten Gruppe ist nach Angaben des Innenministeriums zwischen 20 bis 35 Jahre alt.

„Prävention kann helfen, wenn sie die erfahrenen Diskriminierungen junger Muslime ernst nimmt; ihre Nöte und Wünsche hört“, erklärte Bundschuh, der Professor der Hochschule Koblenz ist. Junge Muslime müssten die blinde Gewalt des Terrors als das erkennen lassen, was sie sei: nicht die Abschaffung der eigenen Ausgrenzungs- und Ohnmachtserfahrungen, sondern nur deren Erweiterung auf andere. Muslimische Autoritäten und Organisationen müssten dabei in die Präventionsarbeit als gleichberechtigte Akteure eingebunden werden.

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