Wie in der nun abtretenden Regierung werden die Christsozialen auch künftig vermutlich drei Hausspitzen besetzen dürfen. Von größtem Interesse ist hier für die CSU seit jeher das Verkehrsministerium, das über einen milliardenschweren Investitionsetat verfügt. Davon möglichst viel in die bayerische Heimat zu leiten, empfindet schon jeder CSU-Abgeordnete als großes Ziel. Wie viel mehr gilt das für einen Minister, heiße er nun Hans-Peter Friedrich oder doch weiter Peter Ramsauer. Letzterer fiel allerdings beim Parteivorsitzenden Seehofer in Ungnade, weil er „Zar Peter“ zu wenig Engagement und Durchsetzungskraft attestierte. Aber auch in dieser Position käme Dobrindt in Frage.
Hans-Peter Friedrich könnte dann entweder Innenminister bleiben (obwohl er das Amt nie angestrebt und lange mit ihm gefremdelt hat) oder ins Justizressort wechseln. Sein Pendant wäre so oder so im jeweils anderen Haus der SPD-Innenexperte und bisherige parlamentarische Geschäftsführer Thomas Oppermann. Einziges Problem der Genossen hierbei: Mit Gabriel und Oppermann (und dem nach Düsseldorf ausgeliehenen Duin) säßen dann gleich drei rote Niedersachsen im Kabinett.
Das macht es unwahrscheinlicher, dass auch noch Frank-Walter Steinmeier wieder in die Regierung eintritt. Er selbst möchte ja ohnehin lieber als Fraktionsvorsitzender bleiben. Und manche in der SPD können sich auch den Präsidenten des Europaparlaments Martin Schulz als Außenminister vorstellen. Andererseits verhandelt Steinmeier sein früheres Fachgebiet zusammen mit CDU-Mann Thomas de Maizière, der gern Verteidigungsminister bleiben möchte. Schließlich hat er mit dem Umbau der Bundeswehr und der Rückholung der Truppen aus Afghanistan noch zwei große Aufgaben zu lösen.
Für Steinmeier spricht allerdings, dass er ein größeres Ansehen als Schulz einbringen und damit der SPD mehr Vorteile bringen kann. Außerdem ist Schulz ja eigentlich als Spitzenkandidat für die nächste Wahl zum Europaparlament im Mai 2014 vorgesehen.
Die letzten beiden Positionen werden durch die Festlegungen in anderen Ressorts zur Verhandlungsmasse – ganz unabhängig von der tatsächlichen Bedeutung des Themas. Fällt das Verbraucherschutzministerium tatsächlich an die CSU, dann geht das Forschungsministerium an die SPD. Darf Zypries Kunden und Landwirte beackern, gehen Bildung und Wissenschaft erneut an die Union und Ressortchefin Johanna Wanka darf bleiben. Sie war eingesprungen, als Vorgängerin Annette Schavan den Doktorhut nehmen musste.
Die Entwicklungshilfe fällt in jedem Fall wohl an die SPD und böte dort der Generalsekretärin Andrea Nahles Gelegenheit, sich mit dem Ministerdasein vertraut zu machen.
So könnte es aussehen, das nächste Kabinett. Oder auch ganz anders. Denn für die Koalitionsverhandlungen gilt: Die Wege der Herrin sind unergründlich.