Kanzler-Duell Politiker wollen den Entertainer Stefan Raab

Es hört sich an, wie ein Karnevalsscherz. Doch Edmund Stoiber meint es ernst: Er will Stefan Raab als Moderator für das Kanzler-Duell. In der CSU ist man begeistert. Und auch in der FDP hat der TV-Entertainer Fans.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Moderator Stefan Raab posiert bei einem Fototermin zur ProSieben-Show

Berlin Stefan Raab ist ein Tausendsassa der Fernsehunterhaltung. Man muss nicht unbedingt gut finden, was er macht. Gewiss ist aber, was der TV-Moderator anfasst, kommt an. Die Einschaltquote stimmt – und es ist manches Mal ein Heidenspaß, dem verrückten Treiben in seinen schrägen Formaten zuzusehen. Dass Raab vor nichts zurück schreckt, auch nicht vor Politik, hat der gelernte Metzger im vergangen Jahr bewiesen. Allen Spöttern zum Trotz ging er mit der neuen Pro-Sieben-Politshow „Absolute Mehrheit“ auf Sendung. In diesem Jahr soll es eine zweite Ausgabe geben – möglicherweise moderiert Raab sogar das TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück (SPD).

Kein  Geringerer als der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber will Raab als Co-Moderator für den Schlagabtausch. Aus gutem Grund. Denn der TV-Entertainer zieht vor allem die Leute an, die sich mehr und mehr von der Politik abwenden. Die absolute Zahl der Nichtwähler habe sich bei den vergangenen drei Bundestagswahlen fast verdoppelt, sagte Stoiber dem Magazin „Der Spiegel“.

„Besonders die Jüngeren verabschieden sich zunehmend.“ Das sei fatal. „Damit können wir uns nicht abfinden, sonst bekommt unsere Demokratie ein ernstes Problem.“ Stoiber kann sich daher "gut vorstellen", dass Raab im September als Vertreter der Sendergruppe ProSiebenSat.1 das Kanzler-Duell mitmoderiert.

Sicher, Stoibers Vorstoß ist nicht ganz uneigennützig. Er ist Beiratsvorsitzender des Fernsehkonzerns, für den Raab arbeitet. Das Gremium soll das Unternehmen in "wichtigen gesellschafts- und medienpolitischen Fragen beraten". Insofern tut der CSU-Mann nur, was der Sender von ihm erwartet. Doch mit seinem Raab-Vorstoß und der Überlegung, vor allem junge Menschen anzusprechen liegt Stoiber nicht ganz falsch. Dazu muss man sich nur die Quoten-Auswertung von Raabs eigener Politshow zu Gemüte führen.

1,8 Millionen Zuschauer sahen ihm noch nach 23 Uhr zu, darunter 1,3 Millionen aus der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. „Absolute Mehrheit“ erreichte bei ihnen einen Marktanteil von 18,3 Prozent - 6 Prozentpunkte mehr, als durchschnittlich ProSieben schauen. Damit kam der Sender auf einen höheren Marktanteil als eine Stunde zuvor Günther Jauchs Talkshow in der ARD mit 8,9 Prozent.

Diese Zahlen überzeugen selbst Politiker in der FDP. Der Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen (JuLi), Lasse Becker, will aber dennoch keinen Kanzler-Duell-Moderator Raab. Ihm schwebt eine andere Variante vor.


Stoiber erwartet keine Vorbehalte Merkels

Nach Becks Vorstellung soll der Entertainer eine TV-Runde der verschiedenen Spitzenkandidaten vor der Bundestagswahl moderieren. „Ich finde es eine gute Idee, gezielt auch junge Menschen für die Bundestagswahl anzusprechen. Das kann Stefan Raab auf jeden Fall“, sagte Becker Handelsblatt Online. „Persönlich glaube ich aber, dass eine Runde mit Merkel, Steinbrück, Brüderle und Trittin oder Göring-Eckhardt, moderiert von Stefan Raab deutlich spannender wäre.“ Raab habe bei der letzten Bundestagswahl bewiesen, „dass er Politik für jeden verständlich runterbrechen kann“, betonte der JuLi-Chef.

Auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Serkan Tören findet Raab-Idee gut. „So weckt man das Interesse junger Menschen für die Politik“, schreibt er im Kurznachrichtendienst Twitter.

Beim CSU-Nachwuchs löst Stoibers Vorschlag regelrechte Begeisterung aus: „Geile Idee!!!“, schrieb die bayerische Vorsitzende der Jungen Union, Katrin Albsteiger, auf Facebook. Und selbst in der CSU-Spitze ist man beeindruckt. „Die besten Vorschläge kommen halt immer noch von unserem #Edmund! :-)“, schreibt die stellvertretende Generalsekretärin, Dorothee Bär, bei Twitter.

Und was sagt Merkel dazu? Offiziell hat sie sich noch nicht geäußert. Aber Stoiber ist voller Zuversicht, dass die Kanzlerin keine Vorbehalte gegen den „Schlag den Raab“-Star haben werde: Merkel habe „schon ganz andere Herausforderungen gemeistert“, sagte er. Auch sie habe ein Interesse daran, ein Publikum jenseits der klassischen Talkrunden von ARD und ZDF zu erreichen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%