Karl-Theodor zu Guttenberg und Horst Seehofer Die CSU-Zweckgemeinschaft

Wenn zwei sich nutzen, freut sich vielleicht auch die Partei. CSU-Parteichef Horst Seehofer und Comeback-Künstler Karl-Theodor zu Guttenberg wollen sich mit ihrer neuen Freundschaft aber vor allem selber helfen.

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Karl-Theodor zu Guttenberg Quelle: dpa

Die Steigerung von Feind heißt Parteifreund. Horst Seehofer, CSU-Parteichef, und Karl-Theodor zu Guttenberg ("KTG"), über Fußnoten gestolperter Politikheld a.D., versuchen nun eine neue Steigerungsstufe: Sie agieren als Partei-Zweckfreunde.

Die Nachricht, dass der Oberfranke aus seinem amerikanischen Asyl zumindest ein wenig in die deutsche Parteipolitik zurückkehrt – als Berater des „Kompetenzteams“ des CSU-Parteichefs – nutzt nämlich zwei Männern, die sich nie sonderlich wohlgesonnen war. 2011, als Guttenberg über die Plagiatsaffäre stolperte, rief Seehofer ihm nach, er sei ein Glühwürmchen.

Nun klingt das ganz anders. Guttenberg solle „sein ganzes Wissen und Können gegenüber unserer Partei und mir persönlich“ einbringen, ließ Seehofer verlauten. Terminvorgaben wollte er seinem neuem alten Parteistar natürlich auch nicht erteilen, dieser dürfe sich weiter auf seine Beratungsfirma in den USA konzentrieren. Nur gelegentlich soll der Baron für die Partei tätig werden, möglicherweise schon in wenigen Tagen bei einem außenpolitischen Treffen der CSU.

Angst vor den Nachfolgern

Auch Guttenberg gab sich über die neue alte Nähe hoch erfreut. Zu groß ist der Nutzen auf beiden Seiten. Seehofer steht bundesweit zwar derzeit stark da, weil seine offene Kritik an der Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel bei vielen Menschen einen Nerv trifft. Den Landesvater ärgert aber, wie aggressiv sich potentielle Nachfolger für sein Amt in Stellung bringen, allen voran der umtriebige Finanzminister Markus Söder.

Sie kann er mit der Personalie Guttenberg ärgern. Denn der Ex-Verteidigungsminister mag zwar weiterhin angeschlagen sein, aber in seiner eigenen Partei wird er von vielen immer noch wie ein Politheiland verehrt. Schon beim CSU-Parteitag im November könnten KTG-Fans ihrer Liebe wieder Ausdruck verleihen.

Guttenberg, 43, wiederum kann mit seinem kleinen Schritt zurück vorfühlen, wie die Deutschen auf seine Rückkehr in der großen Politik reagieren könnten – just zu einem Zeitpunkt, da seine ehemalige große Rivalin auf die Merkel-Nachfolge, Ursula von der Leyen, mit ihrer eigenen Plagiatsaffäre zu kämpfen hat. Verliert sie ihren Titel, bleibt aber im Amt, dürfte dies Guttenbergs Rückkehr weiter erleichtern.

Dr. Dotcom auf Expansionskurs

Zwar hat sich der Oberfranke längst beruflich neu orientiert, der „Spiegel“ präsentierte ihn vor kurzem als „Dr. Dotcom“, der als Berater von Internet-Firmen rund um den Globus reise. „Ich habe ein wunderbares internationales Tätigkeitsfeld gefunden“, sagte er damals.

Auch Guttenbergs Beratungsfirma Spitzberg Partners – die er mit dem bestens vernetzten Transatlantiker Ulf Gartzke in New York gegründet hat – ist weiter auf Expansionskurs. Sie betreibt derzeit etwa Aufklärung über Handelschancen mit Kanada. Auch dem Beirat des  „Innovation Hub“ der kränkelnden Lufthansa ist Guttenberg aktiv.

Offiziell lautete stets sein Ziel, diese Geschäftsfelder weiter auszubauen.

In ein paar Jahren, wenn diese etabliert sei, könne KTG über andere Aufgaben nachdenken, hieß. Nun könnte Warten nicht mehr in den Zeitplan von Guttenberg und Seehofer passen.

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