Katrin Suder Die neue Geheimwaffe von Ursula von der Leyen

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"Top-Waffe der Ministerin"

Suder gilt als „Top-Waffe der Ministerin“. Doch deren Unterstützung ist nicht sicher. „Von der Leyen hält sich im Alltag zu sehr raus“, sagt ein Suder-Vertrauter. „Die Staatssekretärin muss die Zeitbomben bei Rüstungsprojekten entschärfen. Hat sie Erfolg, reklamiert die Ministerin den Ruhm wie in früheren Jobs für sich.“

Im Knochenjob hat Suder zwei Ziele, sie nannte sie in einem Fernsehfilm über ihre Chefin. Tauchten Fehler auf, müssten sie viel schneller behoben werden. Etwa bei Hubschraubern: „Der NH 90 fliegt nicht, weil ein Knopf nicht funktioniert.“ Nach 14 Monaten sei es erst klar geworden. „Das ist extrem schmerzhaft. Aber es hilft nichts.“

Es ist ihre Kampfansage an die schwerfällige Bundeswehr. Eine Hierarchie sei nötig. Aber: „Wenn wir Probleme lösen wollen, müssen wir sie aufbrechen.“ Abgeordnete berichten, wie sie am Rand einer Ausschusssitzung einen Mitarbeiter, einen hochrangigen Offizier, zusammenfaltete, weil der ein Ausrüstungsproblem lieber selbst mit einem Untergebenen ansprechen und dann berichten wollte. Suder habe sich schneidend durchgesetzt, den Mann selbst zu befragen: „Wo ist das Problem? Setzen Sie ihn ins Flugzeug. Jetzt.“

Einsatzbereitschaft der Waffensysteme der Bundeswehr

Wer hat geschlampt?

Zu teuer, zu spät, nicht nach Wunsch – die andere Ansage Suders geht an die Industrie. Bisher habe der Bund bei Verträgen einen günstigen Preis bekommen, aber alle Risiken übernommen. „Das ist aber die absolut falsche Entscheidung. Der Bund kann solche Risiken gar nicht tragen.“

Beides bedeutet einen Kulturbruch. Dazu will sie die Industrie verpflichten. Alle halbe Jahre soll es eine übersichtliche Liste der Militäraufträge geben. Wer ist im Plan? Wer hat geschlampt? Parlamentarier Hahn lobt, weiß aber auch: „Die Mängel, die sich ab jetzt zeigen, gehen dann auch mal mit dem nach Hause, der alles offenlegt.“

Lobbyisten loben ebenfalls. Noch. Endlich sei da ein Gegenüber, das industriekompatibel sei. Aber anstrengend: „Sie steht ständig unter Strom.“ Das fordere auch die volle Aufmerksamkeit von Firmenchefs bei Rheinmetall oder Airbus. Hierarchien durchbricht sie, so der Industrievertreter: „Sie ist mehrfach überraschend in unsere Gespräche mit Abteilungsleitern geplatzt, weil sie sich ein Bild machen wollte.“

Mängel sind so noch nicht beseitigt. „Frau Suder versucht, alle Risiken so kühl und präzise wie nur möglich kleinzurechnen“, sagt SPD-Wehrexperte Rainer Arnold. „Aber Politik ist am Ende mehr als Mathematik, nämlich Verantwortung und Führung.“ Das stehe aus. „Diese Führung muss die Hausspitze jetzt dringend ausüben – sonst verlängern wir den Stau in der Rüstungspolitik weiter.“

Noch hat sie unter Abgeordneten viele Fans. Zuletzt war sie wieder bei den Haushältern. Zuvor hatte sich ein hoher Offizier im Ruhestand abfällig über Führungsfrauen geäußert. Offenbar fühlte sich der konservative CSU-Abgeordnete Bartholomäus Kalb durch das militärische „Lodenmantelgeschwader“ herausgefordert. Kalb soll angehoben haben, Frau Staatssekretärin müsse sich das nicht gefallen lassen. „Wir fühlen uns von Ihnen immer gut informiert und gut vertreten!“ Applaus von allen.

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