Konjunktur Die deutsche Wirtschaft brummt für Merkel

Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft werden immer besser. Auch die OECD erhöht ihre Wachstumsprognose für Deutschland auf über zwei Prozent. Neben Rückenwind für Merkel bietet der Bericht auch Munition für Schulz.

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Die OECD erwartet für Deutschland ein Wachstum von über zwei Prozent. Quelle: dpa

Berlin Wenn die geflügelten Worte „It’s the economy, studpid!“ des früheren US-Präsidenten Bill Clinton aus dem US-Wahlkampf 1992 auch ein Vierteljahrhundert später noch gelten, dann bekommt Angela Merkel (CDU) in dieser Woche zusätzlich Rückenwind: An diesem Mittwoch setzt auch die Industrieländer-Organisation OECD die Wachstumsprognose für Deutschland herauf: von 2,0 auf 2,2 Prozent für 2017 und für 2018 auf 2,1 Prozent.

Auch wenn die leichte Korrektur des OECD-Wirtschaftsausblicks aus dem Frühjahr klein aussieht, so basiert sie auf einem immer festeren Fundament. Denn auch im Euro-Raum erholt sich die lange schwächelnde Wirtschaft in diesem Jahr deutlich. Sie ist der wichtigste Exportmarkt für die deutsche Industrie. Und auch das Wachstum der Weltwirtschaft bleibt nach den Erwartungen des OECD-Ökonomen stabil bei 3,5 Prozent.  

In aller Regel nützen gute Wirtschaftsdaten der amtierenden Regierung, und damit in Deutschland vorrangig der Kanzlerin. Der SPD gelingt es bisher kaum, einen Teil der Erfolge der Großen Koalition für sich zu reklamieren. Dabei könnte im Prinzip auch SPD-Herausforderer Martin Schulz den OECD-Wirtschaftsausblick für sich nutzen: Denn einmal mehr verlangen die Ökonomen, dass vom Wachstum die gesamte Bevölkerung profitieren müsse und kritisieren, dass dies vor allem in Europa noch zu wenig der Fall sei. „Die Lohnerhöhungen sind enttäuschend“, heißt es in dem Bericht. Der maßgeblich von der SPD durchgesetzte Mindestlohn hilft, dass Deutschland bei diesem Punkt nicht noch schlechter abschneidet. Und auch beim Thema Investitionen, kritisiert die OECD wie die SPD: Da müsste mehr getan werden.

Allerdings: Feinziselierte ökonomische Betrachtungen ziehen bisher in diesem Wahlkampf nicht. Es reicht, dass die Wirtschaft zuverlässig und für deutsche Verhältnisse sogar kräftig wächst. Läuft gut also – für Amtsinhaberin Merkel. Zumal alle Ökonomen aktuell für Deutschland keine dunklen Wolken am sonnigen Konjunkturhimmel sehen.

Auch das Münchner Ifo-Institut erwartet in einem neuen Bericht gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern aus der Schweiz und Italien: „Die Wirtschaft im Euroraum wächst ordentlich weiter.“ Vor allem, weil die Investitionen in den früheren Krisenländern nun endlich anziehen, und auch der Konsum wächst, während die Inflation sich wieder leicht verlangsamen dürfte: Denn die Energiepreise sind aktuell stabil.

Natürlich gibt es Risiken: Der Nordkoreakonflikt, die Unsicherheit, welche Reformen die US-Regierung tatsächlich anschieben wird, und die Frage, ob der Euro weiter gegenüber dem Dollar aufwertet oder eher nicht. Unterm Strich sind sich die Ökonomen aber offenbar weltweit ungewöhnlich einig: Für Deutschland sind diese Risiken aktuell weit weg. Denn auch mit einer schnellen Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank rechnen sie kurzfristig nicht, die das gerade beginnende Wachstum im Euro-Raum abwürgen könnte.

Für die deutsche Wirtschaft zählt, dass in allen Industrieländern die Wachstumsaussichten gut, in China stabil und in Russland besser als erwartet sind. Dass Indien und weitere Schwellenländer im Vergleich zur OECD-Frühjahrsprognose schwächeln, fällt nicht ins Gewicht. Die OECD empfiehlt den Schwellenländern Reformen für mehr Wachstum. Dann würde es in Deutschland vermutlich für die Exportindustrie noch besser laufen.

    

 

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