Krawalle Erneut Polizistin in Hamburg verletzt

Bei Krawallen in Hamburg ist nach Polizeiangaben eine Polizistin bei einem Einsatz von einem Flaschenzug getroffen worden. Randalierer und Polizei geraten seit Wochen in der Hansestadt aneinander. Die Lage ist unklar.

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Seit rund einer Woche prägen in Teilen Hamburgs Polizisten in voller Kampfmontur das Bild: Im sogenannten Gefahrengebiet dürfen sie in St. Pauli, Altona und der Sternschanze ohne Anlass Passanten kontrollieren. Quelle: dpa

Hamburg Nach wiederholten Ausschreitungen und teils schweren Angriffen auf die Polizei waren vor einer Woche bestimmte Straßenzüge in mehreren Stadtteilen zum Gefahrengebiet erklärt worden, so dass die Einsatzkräfte dort auch ohne konkreten Verdacht Personen kontrollieren dürfen. Nach heftigen Protesten hatte die Polizei die betroffene Fläche erst am Donnerstag wieder verkleinert. Innensenator Michael Neumann (SPD) warf nach dem erneuten Zwischenfall die Frage auf, ob das zu früh geschehen ist. „Das ist eine Frage, die man sich wirklich stellen muss“, sagte er dem Sender NDR 90,3.

Verfassungsschützer in Bund und Ländern rechnen nach einem „Focus“-Bericht mit weiteren Attacken von Linksradikalen nicht nur in der Hansestadt. Sorgen macht ihnen die Größe des gewalttätigen „Schwarzen Blocks“ bei der eskalierten Demonstration in Hamburg kurz vor Weihnachten, bei der 120 Polizisten verletzt worden waren. Hamburgs Verfassungsschutzchef Manfred Murck sagte der Nachrichtenagentur dpa, von den rund 7000 Teilnehmern seien etwa 4000 gewaltorientiert gewesen.

Sein Berliner Kollege Bernd Palenda sieht bereits mit Blick auf den kommenden 1. Mai Versuche, „nach Hamburg auch in Berlin die Stimmung anzuheizen“, wie er dem Magazin sagte.

Doch die Lage ist unklar: Anfangs dominierten zwar Randalierer das Bild, die vor allem auf Provokation aus waren. Doch inzwischen hat sich die Lage geändert: Die Proteste sind kreativer geworden. Bei Kontrollen findet die Polizei immer häufiger Bananen oder Gurken mit Zündschnüren. Oder die Beamten werden gebeten, doch die „Bonuskarte Gefahrengebiet für Anwohner“ abzustempeln - denn nach zehn Kontrollen, so verspricht das Papier, dürfe man sich auf einer Wache nach Wahl einen Gratis-Kaffee abholen.

Mehrere Hundert Menschen haben am Freitag mit einer organisierten Kissenschlacht auf der Hamburger Reeperbahn gegen das eingerichtete Gefahrengebiet demonstriert. Es kam zunächst zu keinen Zwischenfällen. Als Zeichen des friedlichen Protests ließen die Teilnehmer in der Nähe der von Randalierern attackierten Davidwache aufgewirbelte weiße Federn durch die Luft fliegen. Sonst fliegen eher Böller. Schon in den Tagen zuvor waren Demonstranten mit Klobürsten als Symbol des gewaltlosen Widerstands durch die Straßen gezogen. Andere hatten sich einem Fahrradkorso angeschlossen.

Viele Hamburger begrüßen den Einsatz der Polizei, auch weil sie es leid sind, dass Randalierer Leute verletzen, Autos beschädigen oder Schaufensterscheiben einwerfen. Mindestens genauso viele sehen in dem Gefahrengebiet aber auch einen massiven Eingriff in ihre Grundrechte und fühlen sich unter Generalverdacht gestellt.

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