Barbara John verfolgt die Idee der Selbsthilfe und der zivilen Prävention schon seit mehr als zehn Jahren. Die Seniorin betreibt den Blog Pfiffige Senioren, der Hinweise gibt, wie man sich vor Trickbetrügern schützen kann.
John glaubt an die langfristige Wirkung der Präventionsbemühungen: „Immer wieder liest man, dass deshalb Senioren bei diesen Anrufen den Hörer auflegen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Banken hat schon einiges verhindert.“ Tatsächlich sind immer mehr Bankberater aufmerksam, fragen Senioren bei auffällig großen Abhebungen nach dem Verwendungszweck und liefern die in der Nähe wartenden Betrüger der Polizei so teils direkt ans Messer.
Das ist einer der zentralen Ratschläge, die auch Polizisten und Präventionsmitarbeiter immer wieder geben: Bei Geldforderungen am Telefon sollten Betroffene einen Rückruf aushandeln und sich dann zunächst unter den bekannten Nummern selbst bei den Verwandten melden, um die Echtheit des Gesprächs zu überprüfen.
Erfolge der Polizei gegen Enkeltrick-Betrüger
Die Sondereinheit Einheit Cash Down II aus Karlsruhe wurde 2014 eingestellt, da die Zuständigkeiten im Zuge einer Gebietsreform der Behörden neu verteilt wurden.
Nun werkeln wieder alle Polizeipräsidien vor sich hin. Das könnte ein Problem sein: „Um organisierte Kriminalität richtig und wirkungsvoll bekämpfen zu können, sollte man zentral vorgehen – schon allein wegen der Personenkenntnis, die man im Umgang mit den Familienclans beim Enkeltrick braucht“, sagt Ermittler Andreas Gerdon.
Zwischen 2010 und Mitte 2013 ermittelte die Sondereinheit in 348 Fällen, klärten 188 auf.
Sie erreichten 75 Haftbefehle und bilanzierten einen Schaden von 3,7 Millionen Euro und zusätzlich von 2,7 Millionen Zloty bei Betrugsfällen in Polen, was noch einmal knapp 650.000 Euro entspricht.
Auch andere Polizeistellen bestätigten mit eigenen Aufstellungen über das Phänomen, das statistisch sonst unter Trickbetrug subsummiert wird, die zunehmende Relevanz. So verzeichnete das Polizeipräsidium Unterfranken etwa 2010 erst 59, im Jahr 2013 dagegen schon 234 Fälle des Enkeltricks in ihrer Zuständigkeit.
Letztlich sieht Barbara John den Kampf gegen den Enkeltrick aber als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dieser Idee folgt sie mit ihrem Blog, das Kontaktdaten zu Hilfe- und Beratungsstellen bei Trickbetrug aufzeigt und auf dem sie mit ihren eigenen Artikeln Hinweise und Tipps im Umgang mit Betrügern gibt.
John fordert, dass man die älteren Gesellschaftsmitglieder wieder mehr einbeziehen, an sie denken sollte: „Ganz wichtig ist, dass Bezugspersonen wie jüngere Nachbarn, Verwandte oder das Pflegepersonal die oft allein lebenden Senioren für diese Themen sensibilisieren – also sich kümmern“, so John.