Kriselnde Banken Ackermann gegen staatliche Bankenrettung

Josef Ackermann schiebt den Schwarzen Peter an die EU-Politiker zurück: Die Kapitalpolster der Institute seien nicht das Problem. Staatlich verordnete Finanzspritzen würden letztendlich die Steuerzahler belasten.

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Josef Ackermann, Quelle: dpa

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann läuft als erster Top-Banker Sturm gegen staatlich verordnete Kapitalspritzen für die Finanzbranche. „Die aktuelle Rekapitalisierungsdebatte ist kontraproduktiv“, kritisierte der Schweizer am Donnerstag in Berlin. Denn sie signalisiere den Märkten, dass ein Schuldenschnitt in Griechenland wahrscheinlicher werde. Zudem könnten die Banken das Kapital derzeit nicht von privater Seite bekommen. Daher laufe alles auf weitere Staatshilfen hinaus, was die Schuldensituation der Länder verschärfe. „Die Deutsche Bank wird alles tun, um eine Zwangskapitalisierung zu vermeiden“, betonte der im nächsten Jahr scheidende Bankchef. Das größte deutsche Geldhaus verfüge über ausreichend eigene Mittel, um eine neue Krise zu meistern.

Die Europäische Union will die Kapitalausstattung der Banken stärken, um sie krisenfest zu machen. Hintergrund ist eine drohende Pleite Griechenlands und deren Folgen für andere Euro-Krisenländer. An den Märkten wird befürchtet, dass einige Banken als große Gläubiger dieser Staaten dann ebenfalls ins Taumeln geraten könnten. Ackermann sieht in der Kapitalausstattung der Banken aber nicht das eigentliche Problem, da sich diese in den vergangenen Jahren bereits deutlich verbessert habe. Es gehe vielmehr darum, dass Staatsanleihen wegen der aktuellen Debatte über eine Pleite Griechenlands nicht mehr als risikofreie Anlage zählen könnten. Experten sind sich einig, dass sie dadurch für viele Investoren an Attraktivität verloren haben.

Kernkapital im Blitz-Stresstest

Auch Sparkassen-Präsident Heinrich Haasis kritisiert die von EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso am Mittwoch vorgestellten Pläne scharf. Die Ursache der aktuellen Krise liege darin, dass viele Regierungen zu viele Schulden aufgenommen hätten, und nicht bei den Banken. „Es ist doch eigentlich Unsinn, wenn man nun sagt, die Staaten zahlen ihre Schulden nicht zurück und deshalb geben die Staaten den Banken Geld, damit sie das verkraften können“, sagte Haasis im Deutschlandfunk.

Der Kapitalbedarf für die einzelnen Häuser soll in einem Blitz-Stresstest ermittelt werden. Darin unterstellt die Europäische Bankenaufsicht EU-Kreisen zufolge, dass alle Staatsanleihen der Euro-Krisenländer zu aktuellen Marktpreisen bewertet werden. Alle Institute, die unter diesen Bedingungen nicht mindestens eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent erreichen, müssen sich den Plänen zufolge frisches Kapital besorgen, wie mehrere Insider bestätigten.

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