Landesparteitag Saar-AfD triumphiert

Die AfD ist bundesweit im Aufwind. Da will sie den Wählern zeigen, dass sie nicht mit Rechtsradialen paktiert und die unliebsame Spitze der Saar-AfD los werden. Die wehrt sich und sieht sich in dem Konflikt gestärkt.

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Der AfD Landesvorsitzende Josef Dörr reckt nach der gewonnenen Vertrauensfrage auf dem Landesparteitag der AfD Saarland die Arme in die Höhe. Quelle: dpa

Völklingen „Der Bundesvorstand hat eine niederschmetternde Niederlage erlitten“, verkündete Saar-AfD-Chef Josef Dörr mit geschwellter Brust schon zum Auftakt des Landesparteitags. Vor einer Woche hatte eine Parteischiedsgericht die vom Bundesvorstand um Chefin Frauke Petry verfügte Auflösung vorerst gestoppt. Gleichzeitig hatten die Parteijuristen deutlich gemacht, dass die Bundesführung bisher keine Beweise für angebliche Kontakte von Dörr und Hecker zu Rechtsradikalen vorgelegt hat.

Dörr kann sich indes dem Rückhalt der eigenen Leute sicher sein. Der 77-Jährige und sein 30 Jahre jüngerer Vize Lutz Hecker ließen sich am Sonntag bei der turbulenten Veranstaltung im Amt bestätigen. „Josef, Josef, Josef“ ertönen Rufe nach der Abstimmung über ein Vertrauensvotum im Saal des Völklinger Kulturhauses. Dörr - und danach auch Hecker - bekamen eine breite Mehrheit, mit hochgereckten Armen lies sich Dörr in Siegerpose feiern.

Seine Fans ließen keinen Zweifel daran, dass für sie Dirk Driesang für die Situation verantwortlich ist. Sie fordern den Rücktritt des für das Saarland zuständigen Bundesvorstandsmitglied. Driesang hatte in einem Grußwort versucht, die Funktionäre bei ihrer Ehre zu packen. Diese müssten „Mut zur Wahrheit“ auch in den eigenen Reihen haben, um das derzeitig Vertrauen der Wähler nicht zu verspielen - vergeblich.

Sein Grußwort wird immer wieder von empörtem Geschrei aus dem Saal begleitet, schließlich muss er seinen Vortrag stark abkürzen. Die Delegierten haben beschlossen, dass das nicht in ein Grußwort des Bundesvorstandes gehört. (Dörr spricht von einen „Gruselwort“.)

In der Aussprache über die Tätigkeit des Landesvorstands, darf Driesang dann noch mal zur Sache kommen. Dörr und Hecker hätten ihn und damit den Bundesvorstand belogen, als er mit ihnen über die Zusammenarbeit mit Rechtsradikalen gesprochen habe. „Eine Lüge nach der anderen“, springt ihm der frühere Landesgeschäftsführer und Dörr-Kritiker Olaf Vieweg bei. Vieweg war vom Bundesvorstand für den Neuaufbau des Landesverbandes vorgesehen.

Petry und ihren Anhängern ist auch die angebliche „Vetternwirtschaft“ nach dem Prinzip „family and friends“ von Dörr und seinen Mannen ein Dorn im Auge. Diese hätten bei der Wahl der Delegierten ihre Leute „mit vorgefertigten Listen durchgewunken“ heißt es. Dörr konterte am Sonntag: „Ich habe mich nicht nach dem Amt gedrängt.“

In dem Konflikt geht es vor allem um Kontakte zwischen Dörr und Hecker zu Rechtsradikalen im vergangenen Jahr, allen voran zu Ulrike Reinhardt, Aktivistin der „Pfälzer Spaziergänger“. Als Beleg für die engen Kontakte sieht der Bundesvorstand vor allem E-Mails, die zu erst das Magazin „Stern“ veröffentlicht hatte.

Die Parteijuristen ließen sie aber nicht als Beweis zu. Handfesteres scheint auch für eine spätere Entscheidung in der Sache nicht in Sicht. Das Tischtuch mit der Bundesführung ist nach Ansicht Dörrs keineswegs zerschnitten: „Wir sind jederzeit dazu bereit, alles zu vergessen, was wo und wie gesagt wurde.“ Jetzt ist die Bundesführung um Petry am Zug. Petry hat bereits gefordert, der Konflikt müsse „politisch“ gelöst werden.

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