Da redet eine ganz Gesellschaft von Vielfalt, von individueller Förderung, von der Suche nach Talenten, die wir ja so dringend brauchen – erlaubt sich aber gesellschaftspolitisch auf Einbahnstraße zu schalten. Diversity – ein gern genutztes Schlagwort der selbsternannten, toleranten Moderne, sie gilt nur für die möglichst vielfältige sexuelle Ausrichtung des Menschen, seltsamer Weise aber nicht für unterschiedliche Erziehungsstile, Lebensstile, unterschiedliche Weltanschauungen, unterschiedliche Wertvorstellungen. Die Diversität im Denken ist aus der Mode gekommen. Wäre ihre Grundvoraussetzung ja die Freiheit, selbst über das eigene Leben zu entscheiden. Die Freiheit, als Familie den eigenen Lebensstil selbst zu wählen. Die Freiheit, die Kinder nach den eigenen und sehr unterschiedlichen Vorstellungen zu erziehen. Stattdessen macht sich eine breite Versorgungs- und Betreuungsmentalität breit.
Beängstigend ist dabei, wie alle Parteien inzwischen den Gedanken aufgegeben haben, dass die Familie sich möglicherweise alleine organisieren könnte. Wir steuern auf den Nanny-Staat hin, auf die Fürsorge vom Kreissaal bis zu Bahre – selbstredend alles nur zu unserem Besten. Worte wie Elite, egal ob geistig oder finanziell, sind Schimpfworte geworden. Besserverdiener, Leistungsträger – sie sind die Feindbilder in einer Gesellschaft, in der alle gleich sein sollen, niemand mehr haben soll, keiner voranschreiten darf und niemand herausragen soll.
Die SPD warb im vergangenen Wahlkampf mit dem Slogan „Das WIR entscheidet“ – eine Drohung für jeden selbständig denkenden Menschen und eine Ansage an das Individuum: Du bist nur im Kollektiv wertvoll. Konsequent steuert die Familien- und damit die Gesellschaftspolitik der SPD schon lange auf eine völlige Beseitigung des Privaten hin, in einhelliger Allianz mit den Bedürfnissen des Kapitals und mit freundlicher Unterstützung der Damen Feministinnen – wird aber allen Ernstes als soziale Politik verkauft. Die Erringung der „Lufthoheit über den Kinderbetten“, die Olaf Scholz einst ausrief, ist längst Programm: Verteufelung des Betreuungsgeldes, das Familien Raum für Privates lassen würde, der Ausbau der U3-Betreuung, damit möglichst jedes Kind spätestens nach einem Jahr in staatliche Hand kommt, erste Stimmen zur Einführung einer Kitapflicht, um auch die letzten störrischen Eltern einfach zu zwingen, sich ihrer Kinder und somit des elterlichen Erziehungsauftrages zu entledigen. Ganztagskitas, flächendecken Ganztagsschulen, Frauenvollbeschäftigung. Einheitsschulen, in denen niemand schneller vorankommen soll, weil es die Gleichheit stören würde. Endziel: Familie nur noch als WG mit abendlicher Quality-Time am gemeinsamen Kühlschrank.
Die CDU marschiert hier fröhlich mit und hat spätestens seit Ursula von der Leyen den Schritt in die Sozialdemokratisierung ihrer Familienpolitik komplett vollzogen. Inhaltlich nahezu deckungsgleich mit der SPD, gefangen in einem tiefen Misstrauen gegenüber Eltern, dass seinen Höhepunkt fand in der Betreuungsgelddebatte. Bis heute freut sich die ehemalige Familienministerin Renate Schmidt immer wieder öffentlich darüber, wie schön ihre Nachfolgerin von der Leyen die Politik der SPD im Familienressort fortgeführt hat. Und so darf man sich leider nicht täuschen lassen dadurch, dass die CDU das Betreuungsgeld letztendlich doch im Bundestag durchgewunken hat. Man tat es mit zusammengepressten Lippen, um keinen Eklat mit der CSU zu provozieren. Es dominiert aber die von der Leyensche Krippenmentalität und der auch offen ausgesprochene Generalverdacht, Eltern würden Kindergeld und Betreuungsgeld vor dem Flachbildschirm versaufen.