Linken-Spitzenkandidatin Wagenknecht greift in russischem Staatssender Merkel an

Als Spitzenkandidatin geht Sahra Wagenknecht weiter gegen die Kanzlerin und die Regierung in die Offensive - auch in einem russischen Staatssender. Die Linken diskutieren die Kandidatenkür.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die Fraktionsvorsitzende der Partei „Die Linken“ kritisiert im russischen Fernsehen den aktuellen Kurs der Bundesregierung. Quelle: dpa

Berlin Die frisch gekürte Spitzenkandidatin der Linken, Sahra Wagenknecht, hat im russischen Staatssender RT Kanzlerin Angela Merkel (CDU) angegriffen. Merkel repräsentiere keine Stabilität, sagte sie in einem am Montag veröffentlichten Interview mit RT (ehemals Russia Today). Viele Menschen fühlten sich im Stich gelassen. Der SPD fehle es an starken Kandidaten. Das Risiko einer weiteren Amtszeit Merkels sei deshalb hoch. Auf Twitter löste die Tatsache, dass Wagenknecht dem russischen Sender ein Interview gab, eine kritische Debatte aus.

Wagenknecht teilte gegen die Bundesregierung auch im Zusammenhang mit dem italienischen Verfassungsreferendum aus. „Das „Nein“ ist auch ein deutliches Signal an die Bundesregierung, dass die Italiener die sture Weiter-so-Politik aus Berlin in der Eurokrise nicht mehr mitmachen“, sagte sie der dpa. Weiter für Gesprächsstoff bei den Linken sorgte, dass Wagenknecht und Ko-Fraktionschef Dietmar Bartsch am Sonntag den Machtkampf in der Führungsriege für sich entschieden haben. Der Parteivorstand berief beide zu Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl, nachdem sie zuvor deutlich gemacht hatten, nicht für ein Viererquartett mit den Vorsitzenden der Partei, Katja Kipping und Bernd Riexinger, zur Verfügung zu stehen.

Der ehemalige Fraktionschef Gregor Gysi kritisierte die Kandidatenkür. „Der Entscheidungsprozess hinsichtlich der Spitzenkandidatur war keinesfalls gut“, sagte Gysi der „Rheinischen Post“ (Dienstag). Nun sei aber die Entscheidung zum Glück gefallen. Jetzt müsse intensiv und leidenschaftlich gekämpft werden. Parteichefin Kipping betonte in Berlin: „Wir haben eine Zwei-plus-zwei-Lösung gefunden.“ Denn die Linken wollen den Wahlkampf nun gemeinsam von einem Spitzenteam aus den beiden Parteivorsitzenden Kipping und Riexinger sowie den beiden Spitzenkandidaten führen, wie sie mitteilten.

Kipping sagte, so sollten unterschiedliche Tonalitäten zu einer gemeinsamen Strategie zusammengebunden werden. Der Entwurf für ein Wahlprogramm solle Mitte Januar vorgestellt werden. Im ZDF sagte Kipping, zwar habe es bei der Frage nach der personellen Aufstellung auf dem Weg zur Bundestagswahl eine „kontroverse Auseinandersetzung“ gegeben. Es gehöre aber auch zum „guten Ton“, sich mit strittigen Punkten auseinanderzusetzen und am Ende gemeinsam zu entscheiden.

Gysi machte sich für Rot-Rot-Grün im Bund als Alternative zu Merkel stark. Die Linke müsse wirklich ernsthafte Verhandlungen aufnehmen, wenn die Möglichkeit bestünde, sagte er n-tv.de. „Wer nicht kompromissfähig ist, ist auch nicht demokratiefähig.“ Andererseits verliere man bei zu vielen Kompromissen seine Identität.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%