Managergehälter Das Ende der Gehaltsexzesse naht

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Aktienoptionen machen Vergütungen zur Wundertüte

Die Gehälter der 30 Dax-Vorstände
Kurt Bock (BASF) Quelle: dpa
Martin BlessingUnternehmen: Commerzbank Nettogewinn 2011: 638,00 Millionen Euro Vergütung des Vorstandschefs 2011: 500.000 Euro Vergütung in Prozent des Nettogewinns 2011: 0,08 Relative Performance im Branchenvergleich: 13,3 Prozent
Martin Winterkorn (Volkswagen) Quelle: dapd
Norbert Reithofer Quelle: dpa
Peter Löscher (Siemens) Quelle: dpa
Dieter Zetsche (Daimler) Quelle: dapd
Michael Diekmann Quelle: dpa

Vollends zur Wundertüte werden Vorstandsvergütungen in Form von Aktienoptionen. Dabei haben Vorstände die Möglichkeit, Aktien des eigenen Unternehmens zu erwerben, die sie erst nach Erreichen eines bestimmten Kursziels weiterverkaufen dürfen. Doch der Wert solcher Optionen hängt nicht nur am individuellen Unternehmenserfolg, sondern auch am Markt- und Konjunkturumfeld.

Manche glauben sogar, dass die wachsende Transparenz Gehaltsexzesse mit ausgelöst habe. "Erst seitdem Vorstandsvergütungen veröffentlicht werden, hat ein Wettlauf zu immer astronomischeren Summen stattgefunden", sagt Ulrich Tödtmann, Professor für Arbeitsrecht an der Universität Mannhein. "Unterstützt von Vergütungsberatern und durch horizontale Vergleiche forderten die Vorstände immer mehr – und bekamen es auch."

Vergleichbar mit hochbezahlten US-Vorständen

Ein Beispiel dafür ist der Pharmamanager Daniel Vasella. Von 1996 bis 2010 führte er den Basler Novartis-Konzern und installierte dort ein Vergütungssystem, das ihm umgerechnet 300 Millionen Euro einbrachte. Mithilfe eines finanziell gefügig gemachten Aufsichtsrates bildete er erst einen als transparent gefeierten Vergütungsbeirat – um sich dann selbst an die Spitze zu setzen. Immer wieder gab es erstaunliche Parallelen zwischen Gehaltssteigerungen von Vasella und Aufsichtsrat. Auch die Vergütungsberater von Towers Watson spielten eine unrühmliche Rolle: Vasellas Vergütungskonzept hatten sie so strukturiert, dass als Vergleichsgruppe fast ausschließlich hochbezahlte US-Vorstände dienten.

Es sind Auswüchse wie diese, die in der Schweiz die Volksseele zum Brodeln gebracht haben. Auch in Deutschland schützt deshalb das transparenteste Vergütungssystem nicht vor neuem Volkszorn. Denn was Bürger und zunehmend auch Politiker auf die Palme bringt, ist längst nicht mehr nur das Anreizsystem, sondern die absolute Höhe der Gehälter. SPD-Mann Poß beschreibt, wie sich seine Wahrnehmung verschoben hat. Lange sei er "kein Freund gesetzlicher Höchstgrenzen gewesen, weil sie verfassungsrechtlich kaum durchzusetzen wären". Das sieht er inzwischen anders: "Wenn ein CEO das 250-Fache eines normalen Angestellten verdient, ist das nicht mehr vermittelbar."

In keinem Verhältnis zum Rest der Belegschaft

Auch in der Koalition wächst die Ungeduld: "Es kann nicht sein, dass Gehälter und Boni einiger Spitzenverdiener in keinem Verhältnis mehr zum Rest der Belegschaft stehen", sagt CDU-Politiker Fuchs. Sogar in der Wirtschaft gibt es inzwischen ein Umdenken. Der neue BDI-Chef Ulrich Grillo sprach sich im Januar für eine fixe Gehaltsobergrenze aus.

Wo diese Grenze sinnvollerweise liegen könnte, darüber wird allerdings heftig gestritten. Es ist kaum möglich, einen Wert festzusetzen, der für alle Branchen nachvollziehbar wäre, zu unterschiedlich sind die unternehmerischen Realitäten. Geschäftsmodell und Eigentümerstruktur spielen eine wichtige Rolle. "Adidas unterliegt kurzfristigen Modetrends, E.On dagegen arbeitet mit Investitionen, die über drei Jahrzehnte und mehr laufen", sagt Alexander von Preen, Vergütungsexperte bei Kienbaum. "Die Zielvorgaben des Aufsichtsrats an den Vorstand müssen den Erfordernissen des Geschäftsmodells und den strategischen Vorgaben entsprechen."

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