Managergehälter Das Ende der Gehaltsexzesse naht

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Hohe Abfindungen trotz Pleite

Welche Vorstandschefs ihr Geld wert sind
Kurt Bock, Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzerns BASF spricht in Mannheim bei einer Hauptversammlung Quelle: dpa
Kurt Bock, Vorstandsvorsitzender des Chemiekonzerns BASF Quelle: dpa
Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank Quelle: dapd
Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG Quelle: dpa
Norbert Reithofer, Vorstandsvorsitzender von BMW Quelle: dpa
Peter Löscher, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG Quelle: dpa
Dieter Zetsche, Vorstandschef Daimler AG Quelle: REUTERS

Dafür kämpft Minder seit knapp zehn Jahren. Damals war er auf das Geschäft seiner Trybol AG konzentriert, die Zahnpasta und Mundwasser herstellt. Minder hatte sie von seinem Vater übernommen. Dann kam der Fall Swissair. Die Fluggesellschaft ging pleite und auch Minders Unternehmen kam ins Trudeln. Trybol war Lieferant für die Swiss, jetzt sollten versprochene Millionenzahlungen der Insolvenz zum Opfer fallen. Zugleich wurde bekannt, dass der letzte Vorstandschef der Swiss, Mario Corti, eine hohe Abfindung erhalten sollte. Letztlich lösten Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter den finanziellen Engpass bei Trybol. Minders heiliger Eifer blieb.

Eine bundesweite Empörungswelle wie in der Schweiz ist in Deutschland zwar nicht abzusehen, viele Unternehmer scheinen dennoch zu fürchten, dass sie bald kommen könnte. Wenige Tage nachdem bekannt geworden war, dass VW-Chef Martin Winterkorn für das vergangene Jahr mit einem Salär von bis zu 20 Millionen Euro rechnen könne, nahm der Geschmähte selbst Abstand. Das sei "nicht zu vermitteln", sagte er in einem Interview mit dem "Spiegel"; jetzt will der Aufsichtsrat die Zahlung auf 14 Millionen Euro reduzieren.

"Die Toleranz ist gesunken"

Gerade im Wahljahr 2013 spitzt sich die Gerechtigkeitsdebatte zu, weil die Einkommen an der Basis und Spitze von Unternehmen seit Jahren immer weiter auseinanderdriften. SPD-Finanzexperte Joachim Poß konstatiert: "Die Toleranz gegenüber astronomischen Managergehältern ist extrem gesunken." In Umfragen geben immer mehr Menschen an, sie hielten die Einkommensverteilung für ungerecht. Auch in wirtschaftsnahen Kreisen wächst die Skepsis, vor allem wenn Unternehmenserfolg und Bezahlung auseinanderfallen: "Es kann doch nicht sein, dass die Deutsche Bank weit mehr Geld für Boni ausschüttet als an Dividende.

"Da muss man gegebenenfalls eine gesetzliche Regelung finden", sagt Michael Fuchs, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Bundestag. Zum Jubiläum der Corporate-Governance-Kommission im vergangenen Sommer warnte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) die versammelten Unternehmenslenker: "Die Eieruhr läuft leise, aber unaufhaltsam" – wenn die Konzerne nicht bald aufs Tempo drückten, müsse die Politik wohl oder übel einschreiten.

Bezüge steigen weiter

Noch bevorzugen Wirtschaft und weite Teile der Politik eine Selbstbeschränkung der Unternehmen. Doch die Zahlen sprechen gegen sie. Um 6,8 Prozent stiegen die Vorstandsbezüge der größten deutschen Unternehmen im Geschäftsjahr 2011, im Jahr davor sogar um elf Prozent. Knapp zwei Drittel der Firmen zahlten ihren Top-Leuten höhere Salärs, 38 Prozent kürzten die Zuwendungen. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Untersuchung der Unternehmensberatung Kienbaum hervor, die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt. Die Studie analysiert die Bezüge von insgesamt 4494 Vorständen der größten Aktiengesellschaften und GmbHs mit über 250 Millionen Euro Umsatz oder mehr als 1000 Mitarbeitern.

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