„Maßgeschneiderte Aufgabe“ Beifall aus der FDP für Niebels Rüstungsjob

Der Wechsel von Ex-Minister Niebel zu Rheinmetall hat massive Empörung ausgelöst. Seine FDP scheint zu ihm zu stehen. Die Parteispitze schweigt zwar, andere Liberale aber stärken ihm auf seiner Facebook-Seite den Rücken.

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Eine Fallschirmjägermütze hat er schon, nun geht es offenbar zum passenden Arbeitgeber: Dirk Niebel dürfte beim Rüstungskonzern Rheinmetall zum Toplobbyisten avancieren. Quelle: dpa

Berlin Das richtige Outfit für seinen Job als Panzerlobbyist hat Dirk Niebel schon. Als er Entwicklungsminister war, stiefelte der Hauptmann der Reserve gerne mit einer olivfarbenen Gebirgsjägermütze aus alten Bundeswehr-Zeiten auf dem Kopf in Afrika durch den Schlamm.

Seine Kritiker aus der Opposition, die ihm imperialistisches Gehabe und mangelndes Fingerspitzengefühl vorwarfen, lachte der FDP-Mann aus. Niebel drehte den Spieß einfach um. Er fuhr nach Bonn, lud Fotografen ein und spendete eine seiner Bundeswehr-Kappen dem Haus der Geschichte.

Jetzt fängt der Ex-Fallschirmjäger und frühere Arbeitsvermittler Anfang nächsten Jahres in Düsseldorf beim Rüstungskonzern Rheinmetall (Umsatz rund 4,6 Milliarden Euro, 21.000 Mitarbeiter) an. Er wird kein Vorstand, sondern berät die Manager bei der Auslandsstrategie und beim „Ausbau der globalen Regierungsbeziehungen“. Aus Sicht des Unternehmens eine geschickte Wahl. Niebel bringt aus seiner Ministerzeit Expertise über Krisenherde und ein Adressbuch mit, in dem die Handynummern vieler Regierungschefs und Herrscherfamilien rund um den Globus stehen. Einige von ihnen dürften großes Interesse an den Produkten der weltbekannten Düsseldorfer Waffenschmiede haben.

Auch war Niebel Mitglied des streng geheimen Bundessicherheitsrates, der über die großen Rüstungsdeals entscheidet. Entsprechen groß ist die Empörung in der Opposition und Teilen der SPD. Aus der Union ist kein kritisches Wort zu hören.

Für die FDP ist Niebels Frontenwechsel heikel. Ausgerechnet die Rüstungsindustrie. Die Liberalen mühen sich, ihr Lobbyisten-Image abzustreifen. Niebel wird das egal sein. Er ist nur noch einfaches Mitglied zu Hause in Heidelberg. Schon vor der Bundestagswahl war er in der FDP geächtet, weil er auf offener Bühne den damaligen Parteichef Philipp Rösler infrage stellte. Umso verwunderlicher ist es, dass ihm einige in seiner Partei jetzt den Rücken stärken.

Während die FDP-Spitze schweigt, melden sich andere auf Niebels Facebook-Seite zu Wort und beglückwünschen ihn zu seinem „coolen Job“ bei Rheinmetall. „Viel Erfolg bei dieser sicher interessanten, fordernden Aufgabe“, schrieb Gudrun Kopp, Niebels frühere Staatssekretärin. Und auch der frühere FDP-Bundestagsabgeordnete Patrick Meinhardt notierte: „Lieber Dirk, ich gratuliere Dir sehr herzlich! Dein Patrick“. „Cooler Job“, sekundierte Jungunternehmer und FDP-Mitglied Tobias Huch.

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