Milchpreis-Absturz Bauern verlangen Drosselung der Liefermenge

Notleidende Milchbauern sollen Geld bekommen – doch die Probleme wird das auf Dauer nicht lösen, glauben die Landwirte. Nur wenn weniger Milch auf den Markt komme, sei ein Ende der Tiefpreise in Sicht.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Protestierende Milchbauern Quelle: dpa

Nach der Zusage von Millionen-Hilfen vom Bund pochen die deutschen Milchbauern weiter auf eine bessere Steuerung der Milchmenge. Konkret könnten Landwirte, die sich zur Reduzierung ihrer monatlichen Lieferung verpflichten, zum Ausgleich Hilfsgelder aus dem Topf der Bundesregierung von insgesamt mindestens 100 Millionen Euro beziehen, sagte der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Hans Foldenauer, der Deutschen Presse-Agentur. „Das käme bei den Bauern direkt an, und die Märkte würden direkt entlastet.“

Nach entsprechenden Beschlüssen der Agrarministerkonferenz könnte ein solches System „sofort scharf geschaltet werden“, sagte Foldenauer. Derzeit scheitere das aber am Widerstand von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU). Nötig seien aber vor allem auch Lösungen auf EU-Ebene, so der Sprecher. An diesem Montag (6. Juni) will sich auch das EU-Parlament mit den Milchpreisen befassen.

Aus betrieblicher Sicht wäre die Drosselung der Milchmenge derweil nach den Worten Foldenauers kein Problem. „Das kann ich über das Futtermanagement machen.“ Weniger Kraftfutter für die Tiere bedeute auch eine geringere Milchmenge. „Dafür muss keine Kuh geschlachtet werden.“

Der Milchpreis liegt derzeit teils unter 20 Cent pro Liter, auskömmlich wären aus Sicht des BDM etwa 43 Cent je Liter. Profiteure des Preistiefs seien vor allem die großen Lebensmittelkonzerne und die Molkereiindustrie, sagte Foldenauer. Auch mit den Discountern müsse man „kein Mitleid haben“. Zumal die Tiefpreise nicht bei allen Produkten an die Verbraucher weitergegeben würden. „Ich habe noch kein Kühlregal gesehen, in dem beispielsweise Eis billiger geworden wäre.“

Wie viele Betriebe deutschlandweit und in Bayern als dem größten Milchland in ihrer Existenz gefährdet sind, lasse sich schwer sagen, sagte Foldenauer. Pro Jahr schafften etwa 4000 der bundesweit 70.000 Betriebe ihre Kühe ab. Kritisch sei die Lage aber vor allem bei den Milchbauern, die dabeibleiben wollen oder müssen. „Da ist der Kaffee am Kochen“, sagte Foldenauer. Viele müssten mehrmals zur Bank gehen und um weitere Kredite bitten, um über die Runden zu kommen. Deshalb sei es auch schwierig, in neue oder zusätzliche Betriebszweige wie die Biogasproduktion einzusteigen oder etwa Urlaub auf dem Bauernhof anzubieten, zumal dafür sowohl weitere Investitionen als auch Mehrarbeit notwendig seien, die viele Betriebe gar nicht leisten könnten.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%