Ministerpräsident in Bayern Söder macht das Rennen, Herrmann verzichtet

Seit Wochen ringen Horst Seehofer und Markus Söder um die Vorherrschaft in der CSU. Jetzt ist der Machtkampf entschieden: Söder erfüllt sich seinen Traum und wird neuer Ministerpräsident, Seehofer bleibt Parteichef.

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Markus Söder soll neuer CSU-Ministerpräsident Bayerns werden Quelle: Reuters

München Der Machtkampf in der CSU ist entschieden, der Weg für Markus Söder frei: Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) versprach seinem potenziellen Nachfolger Markus Söder am Montag in einer Sondersitzung der CSU-Landtagsfraktion eine gute Zusammenarbeit. Eine Kampfabstimmung bleibt Kronprinz Söder wohl erspart. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird der gehandelte Gegenkandidat – Bayerns Innenminister Joachim Herrmann – auf eine Kandidatur verzichten.

Die CSU-Fraktion spendete Seehofer am Montagmorgen für seine Ankündigung stehend Beifall. Die 101 Abgeordneten wollen in der Sitzung ihren Favoriten für das Amt des Ministerpräsidenten wählen. Sollte Seehofer tatsächlich schon vor dem Ende der Legislaturperiode von seinem gewählten Ministerpräsidentenamt zurücktreten, hätte die Abstimmung auch für den Parteitag im Dezember bindende Wirkung, da die Landtagsfraktion den Nachfolger aus ihrer Mitte bestimmt. Söder hat dem Vernehmen nach eine große Anhängerschaft in der Fraktion.

Parteichef will Seehofer allerdings auch in Zukunft bleiben. Der CSU-Vorsitzende hofft, die Streitigkeiten in der Partei mit der sich abzeichnenden Trennung von Vorsitz und Ministerpräsidentenamt schnell beenden zu können. „Ich habe einen Vorschlag gemacht, den ich als Konsensvorschlag bezeichne, in unzähligen Gesprächen, und der ist allgemein gut geheißen worden“, sagte der 68-Jährige bereits am späten Sonntagabend nach mehreren Gremiensitzungen in München.

Details zu seinem Vorschlag wollte Seehofer nicht nennen. Nach Teilnehmerangaben hatte er zuvor angeboten, auf die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2018 zu verzichten und schon im ersten Quartal des kommenden Jahres vom Posten des Regierungschefs zurückzutreten. Im Dezember will er demnach aber auf dem Parteitag in Nürnberg erneut für den Parteivorsitz kandidieren. „Wir haben gut gearbeitet und ich glaube, es wird morgen ein erfolgreicher Tag“, betonte Seehofer.

Offen ist auch, ob Seehofer und Herrmann Ministerämter in einer möglichen Bundesregierung anstreben wollen, sollte es zu einer Regierungsbildung kommen. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) betonte am Sonntagabend im ZDF, die CSU müsse in Berlin stark vertreten sein, mit Seehofer wäre dies gewährleistet. Dies könnte wiederum für neuen Ärger in der CSU-Landesgruppe sorgen, wenn zwei CSU-Politiker ohne Bundestagsmandat nach Berlin wechseln würden.

Seehofer steht seit dem CSU-Fiasko bei der Bundestagswahl unter Druck, mindestens eines seiner beiden Spitzenämter abzugeben. Am Montagmorgen will er sich nun offiziell äußern. Als erstes will die Fraktion ihren Favoriten für die Spitzenkandidatur küren. Unter Abgeordneten gilt eine Mehrheit für Söder als sicher - selbst wenn Herrmann am Ende doch noch antreten sollte. Anschließend will der Parteivorstand über die Personalien beraten und eine Beschlussempfehlung für den Parteitag Mitte Dezember beschließen.

Ziel Seehofers und der CSU-Spitze ist es, den seit der Bundestagswahl und teils erbittert geführten Machtkampf in der CSU zu befrieden. „Der ganz überragende Wunsch in der Partei ist, dass wir im Konsens, gemeinsam die riesigen Aufgaben anpacken, um die es geht“, sagte Seehofer am Sonntag vor den Beratungen der engeren Parteiführung in München. „Jetzt versuchen wir so schnell wie möglich, wieder zu der legendären Gemeinsamkeit und Geschlossenheit zu kommen, die die CSU über Jahrzehnte ausgezeichnet hat.“

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