Mitgliederzahlen der Parteien Alte Tante SPD wieder größer als die CDU

Der Mitgliederschwund bei den Volksparteien geht weiter. Die SPD jedoch schafft es, weniger als die CDU zu verlieren. Gewinner hingegen sind die Grünen – auch auf lange Sicht.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Volles Haus beim Dortmunder Parteitag. Die SPD liegt zumindest in einer Kategorie wieder vorn: Sie ist die Partei mit den meisten Mitglieder in Deutschland. Quelle: dpa

Berlin Die alte Tante SPD ist wieder die Größte – zumindest was die Zahl der Mitglieder anlangt. Sie hat zwar auch 2016 gut zwei Prozent ihrer Genossen verloren, hatte am Jahresende aber noch 432.706 übrig – und damit knapp 800 mehr als die Volkspartei-Konkurrentin CDU, die fast drei Prozent Mitglieder verloren hat. Im Jahr zuvor war die SPD  hinter die CDU zurückgefallen.

Nimmt man es allerdings ganz genau, und berücksichtigt, dass die Christdemokarten anders als die Sozialdemokraten ja in Bayern keine Mitglieder werben können, liegt die CDU vorn: Ihre „Rekrutierungsfähigkeit“ ist schon seit 1999 höher als die der SPD, sagte der Politologe Oskar Niedermayer bei seiner Abschiedsvorlesung an der FU Berlin. Insgesamt erreicht die Union jedoch fast 575.000 Mitglieder, denn die Bayernpartei CSU mit ihrer weitaus größeren Verankerung in der Bevölkerung hat zwar auch verloren, bringt es aber noch immer auf 142.412 Mitglieder.  

Gewonnen haben drei kleine Parteien – allen voran die Grünen. Sie steigerten die Zahl der Mitglieder nach zwei Verlustjahren um satte 3,7 Prozent auf 61.596. Das ist grüner Allzeit-Rekord. Die FDP konnte einen Abwärtstrend seit 2010 stoppen, steigerte die Zahl ihrer Angehörigen um 1,3 Prozent und hatte zuletzt 53.896. Die AfD schließlich kompensierte einen Verlust um 21 Prozent aus dem Jahr 2015 und legte um gut 60 Prozent auf 26.409 Mitglieder zu – das ist allerdings der Stand vom April. Die Linkspartei verlor minimal und hat nun 58.910 Genossen.

„Insgesamt ist die Zahl der Parteimitglieder 2015 um drei, 2016 nur noch um ein Prozent gesunken“, betonte Niedermayer. Betrachte man den gesamten Zeitraum seit 1990, so hätten alle verloren – mit Ausnahme der Grünen. „Am stärksten hat es die Linke getroffen, die – trotz des Zuwachses durch die Vereinigung von PDS und WASG im Juni 2007 – Ende 2016 rund 79 Prozent weniger Mitglieder hatte als die PDS Ende 1990.“

Die FDP habe seit 1990 etwa 68 Prozent ihrer Mitglieder verloren, die SPD 54 Prozent, die CDU mehr als 45 Prozent und die CSU knapp 24 Prozent. Die Grünen hingegen konnten die Mitgliederzahl seit 1990 um 49 Prozent steigern. „Betrachtet man alle Parteien einschließlich der AfD zusammen, so ist die Zahl der Parteimitglieder seit 1990 um die Hälfte gesunken. Es ist somit eine kontinuierlich abnehmende gesellschaftliche Verankerung des Parteiensystems zu beobachten“, so der Politikwissenschaftler.

Extrem unterschiedlich vertreten sind die Frauen: Den geringsten Anteil an Frauen hatte 2016 die AfD mit 16 Prozent, gefolgt von der CSU mit gut 20 Prozent, die Liberalen zählten 23 Prozent Frauen in ihren Reihen. Die Partei der Kanzlerin kommt immerhin schon auf 26 Prozent. Den höchsten Anteil haben die Grünen mit 39 Prozent zu verzeichnen, gefolgt von der Linkspartei mit 37 Prozent. Auch das Ausmaß der „Überalterung“ ist sehr unterschiedlich: Das Durchschnittsalter der Mitglieder reicht nach der Studie Niedermayers von immerhin auch schon 50 Jahren bei den Grünen bis zu 60 Jahren bei CDU und SPD.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%