Münzen Bargeld wird für Einzelhändler immer teurer

Aufgrund einer neuen EU-Verordnung müssen Händler für das Einzahlen von Münzen bei ihrer Bank oder Sparkasse mittlerweile oft viel Geld bezahlen. Ein Grund mehr, kleine Münzen abzuschaffen.

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Gerollte Münzen kosten den Einzelhandel mittlerweile viel Geld. Quelle: AP

Die Drogeriekette dm will sie nicht haben, in den Niederlanden und Finnland gibt es sie so gut wie gar nicht: Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Die kleinen Münzen sind nicht nur unbeliebt, weil sie Verbrauchern das Portemonnaie versperren, sondern vor allem, weil sie für den Einzelhandel mittlerweile richtig teuer geworden sind. Im Ernstfall fallen bei Händlern Gebühren von mehr als 1000 Euro monatlich an.

Seit Anfang des Jahres sind Banken und Sparkassen aufgrund einer neuen EU-Verordnung verpflichtet, Münzen regelmäßig auf Echtheit prüfen zu lassen. Das führt zu einem teuren Kreislauf.

Kommen neue Münzrollen vom Händler zur Bankfiliale, müssen sie nun zunächst zur Zentrale geschickt werden, um maschinell geprüft zu werden. Möglich ist das nur mit von der Bundesbank zertifizierten Maschinen, die jeweils rund 200.000 Euro kosten. Allein aus Kostengründen ist der Umweg über die Zentrale also unumgänglich. Erst nach der Prüfung dürfen die Münzen wieder in den Umlauf gebracht werden.

Ein umständliches Verfahren. Früher dagegen wurden die eingelieferten Münzrollen einfach direkt an den nächsten Händler weitergereicht. Kein Wunder, dass Banken und Sparkassen dafür Gebühren von den Händlern verlangen. Viele Sparkassen beispielsweise, die von den örtlichen Geschäftskunden leben, müssen nun eine Gebühr je Rolle erheben. Teilweise kann die bei bis zu einem Euro liegen - und damit oft deutlich über dem Wert der eigentlichen Rolle, in der im Fall der Ein-Cent-Münze 50 Stück sind.

Für Geschäftskunden wird das Hin- und Her mit dem Bargeld also richtig teuer. Bei Privatkunden sind die meisten Banken bisher großzügig.

Auch die Einzahlautomaten helfen nicht mehr weiter. Wer eine Münz-Mischung einzahlen will, damit die Bank das Geld hinterher auf das Geschäftskonto überweist, muss mittlerweile einen sogenannten Safebag benutzen. Auch der schlägt allerdings mit mindestens fünf Euro an Kosten zu Buche.

Auch wenn Händler, die extrem viel Bargeld einzahlen, mit ihrer Bank oft eine individuelle Vereinbarung aushandeln können, also eine Art Flatrate, ist das neue Verfahren mit hohen Mehrkosten verbunden. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis auch kleinere Händler auf die kleinen Münzen verzichten und dazu übergehen, die Preise zu runden. Zwar sind dann krumme Schwellenwerte wie 1,99 Euro, die den Kunden günstige Preise suggerieren sollen, nicht mehr möglich. Dafür spart der Händler eine Menge Zeit und Geld.

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