N24-Talk Bernd Lucke flüchtet vor Michel Friedman

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AfD schimpft über Friedman

Die Sendung lief weiter, Friedman diskutierte die letzten zehn Minuten mit Sarrazin alleine. Auch der EU-Freund musste sich harte Fragen anhören. So kritisierte Friedman lautstark die Rolle Brüssels im Ukraine-Konflikt. "Wo ist die EU denn in der Ukraine", herrschte der Moderator Sarrazin an. "Sie wartet und wartet. Und leistet nichts." Doch der Dialog interessierte kaum noch einen Zuschauer. Vielmehr stand die Frage im Raum, ob Lucke den Talk zu Recht verlassen hatte? Auf Twitter und Facebook wurde rege diskutiert.

Auch die AfD mischt in der Diskussion kräftig mit und kritisiert Michel Friedman. Der Moderator sei Lucke ständig ins Wort gefallen. „Als Gast in einer Talk-Show erwartet man, in angemessener Weise zu Wort kommen zu dürfen. Dies war bei Herrn Friedman leider nicht möglich“, erklärte der Bundessprecher. Friedman habe „auf wertende Fragen“ beharrt, ohne Antworten hören zu wollen. „Seriöse Moderation sieht anders aus. Ein Moderator hat sicherlich die Aufgabe, den Dingen möglichst auf den Grund zu gehen. Doch nicht, indem er unliebsame Antworten auf unseriöse Art unterbricht und dem Gefragten nicht einmal einen einzigen Antwortsatz zubilligt. Das ist keine Gesprächsrunde mehr, sondern einseitige Meinungsmache des Moderators“, attackiert die AfD die N24-Sendung und deren Frontmann.

Hinzu kommt: Die AfD-Europakandidatin Beatrix von Storch hat öffentlich bestritten, dass das Zitat von ihr stammt. Vielmehr stammt die Äußerung aus einem Artikel des Kieler Autors Roland Woldag, der zuerst auf der Online-Seite "Eigentümlich frei" publiziert wurde - und der auf der von Beatrix von Storch mitbetriebenen Website "Freie Welt" wiederveröffentlicht worden ist.

Friedman selbst rechtfertigte seinen Auftritt gegenüber „Focus Online“: „Wenn ich in meiner Sendung eine konkrete Frage stelle, dann möchte ich darauf eine konkrete Antwort haben. Wenn ich die nicht bekomme, hake ich mehrmals nach – das ist die Handschrift meines Moderierens seit 15 Jahren und das weiß jeder Gast, der zu mir kommt.“ Im Fall von Lucke sei es sehr einfach gewesen, konkret zu antworten. Seine Frage zu dem Storch-Zitat könne man mit Ja oder Nein beantworten, aber Lucke habe das nicht gewollt. „Da habe ich nachgesetzt, das ist nichts Überraschendes bei mir“, so Friedman.

In der Tat lebt der Moderator von dieser aggressiven Gesprächsführung. Wer die Talks von Plasberg, Will & Co. anstrengend findet, weil kaum ein Gast ausreden darf, der sollte bei Friedman erst gar nicht einschalten. Das aber hat auch Lucke gewusst, der im Juni 2013 schon einmal zu Gast in der Talkrunde war und mit Friedman und dem SPD-Europaexperten Michael Roth über den Euro diskutierte – oder besser: stritt.

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