Die damalige Sendung unter dem Titel „Ist der Euro an allem Schuld?“ war keine zwei Minuten alt, da rauschten Lucke und Friedman bereits aneinander. Gleich in die erste Antwort von Lucke grätsche Friedman rein. „Bitte unterbrechen Sie mich nicht ständig“, mahnte Lucke den Moderator, der aggressiv konterte. „Sie werden trotzdem unterbrochen. Ich will nicht, dass Sie immer über Spanien sprechen, lassen Sie uns über Deutschland reden“, so Friedman.
Hätte sich die AfD damals über eine unseriöse Moderation beklagt, man hätte der Partei kaum widersprechen können. Schließlich durfte Luckes damaliger Gegenspieler, SPD-Mann Roth, fast immer aussprechen. Die Antipathie Friedmans gegenüber Lucke war greifbar. Dennoch bestritt der Diplom-Volkswirt souverän die Sendung.
Nun, mehr als ein halbes Jahr später, der Eklat. Zum ersten Mal in der zehnjährigen Geschichte von „Studio Friedman“, so der Sender N24, habe ein Gast die Talkshow vorzeitig verlassen. Luckes Gegenpart, der Grüne Manuel Sarrazin, kommentierte Luckes Entscheidung gegenüber „Handelsblatt Online“ süffisant. „Wer bei Friedman zusagt, muss sich kritische Fragen gefallen lassen“, so Sarrazin. Lucke aber habe anscheinend nicht auf die Frage von Friedman antworten wollen. „Dabei gibt es allen Grund, eine deutliche Distanzierung des Sprechers und Spitzenkandidaten der AfD von den Aussagen von Frau von Storch zu verlangen.“ Dass Lucke lieber aus der Sendung renne, als sich zu den Aussagen zu verhalten, sei bezeichnend für die AfD.
Letztlich zeige sich damit wieder einmal, dass die AfD Probleme damit habe, einen „demokratischen Diskurs“ auszuhalten, wenn er mit kritischen Fragen an Programm und Aussagen verbunden sei. „Gegen Politik und Politiker zu polemisieren und gleichzeitig sich selber einer kritischen öffentlichen Debatte zu entziehen, ist peinlich“, zitiert „Handelsblatt Online“ Sarrazin.
Bernd Lucke tingelte wenige Tage später nach dem Eklat bei Friedman, dessen Sendung in der vergangenen Woche bereits aufgezeichnet wurde, durch die Talkshows der Republik, als sei nichts gewesen. Der AfD-Sprecher war am Sonntag bei Peter Hahne (ZDF) und am Dienstag bei Sandra Maischberger (ARD). Dort durfte er, oftmals, ausreden – und blieb bis zum Ende.