Nach Bundesbank-Vorstoß CDU-Politiker fordert höhere Löhne

Die Bundesbank erhält aus der Politik Rückendeckung die ihre Forderung nach höheren Tarifgehältern in Deutschland. Auch die CDU plädiert für höhere Löhne. Die Arbeitgeber laufen Sturm gegen den Vorstoß.

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Darf es ein bisschen mehr sein? Nach dem Geschmack der Bundesbank wohl schon, wenn es um die Tarifgehälter in Deutschland geht. Mehr Konsum soll die gefährlich niedrige Inflation befeuern. Quelle: dpa

Berlin Der Bundesvize der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA,  Christian Bäumler, hat sich angesichts der wirtschaftlichen Ungleichgewichte in den EU-Staaten für höhere Tarifabschlüsse ausgesprochen. In den vergangenen zehn Jahren seien die Realeinkommen der meisten Arbeitnehmer in Deutschland im Gegensatz zu den EU-Partnerländern gesunken. Die EU-Länder müssten sich aber „wirtschaftlich aufeinander zubewegen“, sagte der CDU-Politiker Handelsblatt Online.

„Höhere Löhne führen zu einem höheren Konsum und stärken die Binnennachfrage was im europäischen Binnenmarkt auch die Exportchancen der südeuropäischen Partnerländer erhöht.“ Das sei auch „im wirtschaftlichen Interesse Deutschlands“, betonte Bäumler. „Ohne Importe nach Deutschland gibt es auch keine Exporte nach Südeuropa.“

Auch die Bundesbank plädiert für höhere Tarifabschlüsse. Die Notenbank hatte den Gewerkschaften bei einem Treffen mit Vertretern des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) empfohlen, in künftigen Tarifrunden weniger zurückhaltend aufzutreten. Die Währungshüter lassen sich von der Hoffnung leiten, dass höhere Löhne und Gehälter auf die Inflation durchschlagen und so die Deflationsgefahr dämpfen.

Deutschlands Arbeitgeber halten nichts vom Vorstoß der Bundesbank. „Der Vorschlag passt nicht in die Zeit“, sagte Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander dem Handelsblatt. Die Unternehmen sähen die zuletzt rasante Arbeitskostenentwicklung zunehmend kritisch und befürchteten negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Arbeitsplätze in Deutschland. „Von weiteren Lohnexperimenten zum Anfeuern der Inflationsrate letztlich zu Lasten der Arbeitnehmer rate ich dringend ab“, betonte Zander.

Kritisch äußerte sich auch der Bundesarbeitgeberverband Chemie. Die Aufgabe der Tarifparteien, eine passende Lohnformel für ihre Branche zu finden, sei anspruchsvoll und komplex. „Generalisierende Äußerungen Dritter sind dabei in der Regel nicht hilfreich“, erklärte der Verband.

Auch der Maschinenbauverband VDMA warnte vor höheren Löhnen. „Wer mit Verweis auf eine vermeintliche Lohnzurückhaltung in den vergangenen Jahren meint, nun an der Gehaltsschraube drehen zu müssen, gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie und damit Arbeitsplätze“, sagte Verbandschefvolkswirt Ralph Wiechers dem Handelsblatt. Gerade der Maschinenbau habe sich verstärkt auf den internationalen Märkten zu bewähren. Das heiße immer öfter auch, dass er vor Ort produzieren müsse. „Hohe Arbeitskosten in Deutschland beschleunigen diesen Prozess“, warnte Wiechers. „Darüber muss sich jeder im Klaren sein, der hohe Lohnabschlüsse propagiert.“

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