Nach den Übergriffen in Köln 7 Fragen entscheiden über ein politisches Leben

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Wer gab die Anweisung, die Vorgänge der Silvesternacht zu verheimlichen?

Am Ende könnte sich Jägers Schicksal entscheiden, sobald endgültig klar wird, wer für die Kommunikation der Behörden am Neujahrstag die Verantwortung trägt. Da hatte die Kölner Polizei eine Pressemitteilung veröffentlicht, die in den Ohren der Opfer vom Vorabend wie Hohn klingen muss.

Von 'ausgelassener Stimmung' war dort die Rede. Die Räumung des Bahnhofsvorplatzes wurde zwar erwähnt - die sexuellen Übergriffe jedoch nicht.

Fraglich ist nun, wer für diese offenbar bewusste Fehlkommunikation verantwortlich war. Es könnte Albers gewesen sein, aber auch das Landesinnenministerium. Theoretisch ist sogar möglich, dass es sich um eine echte Panne handelte.

Die Kontrollen, bei denen auch Herkunft der Täter klar wurde, führte wohl die Bundespolizei durch, die für das Bahnhofsgebäude und die ersten 30 Meter davor verantwortlich war. Es könnte sein, dass diese Information die berichterstattende Landespolizei schlicht nicht erreichte oder das die Kommunikation von Seiten der Bundespolizei bewusst zurückgehalten wurde. Dann müsste man die Verantwortung im Bundesinnenministerium suchen.

Was passierte zwischen Silvester und der ersten Pressekonferenz am 4. Januar?

Aktuell beruft sich Jäger unausgesprochen darauf, mehr oder weniger den gleichen Informationsstand wie die Öffentlichkeit gehabt zu haben. Sollte Jäger jedoch bereits vor der Pressekonferenz vom 4. Januar den Hintergrund der kontrollierten Personen gekannt haben, wäre er in Erklärungsnöten.

Denn auf der Pressekonferenz erklärten Polizeipräsident Albers und die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, dass es noch keine Erkenntnisse über die Täter gebe. Dies hätte der Innenminister dann korrigieren können. Das gilt im Übrigen auch für die Oberbürgermeisterin, die die örtlichen Polizeibehörden in einem Interview mit dem Spiegel scharf angreift.

Wer folgt auf Polizeipräsident Albers?

Diese Frage könnte vor allem mit einigem Abstand von den konkreten Vorfällen wichtig werden. Denn die Probleme in der Silvesternacht brachten die Kölner Behörde ja nicht zum ersten Mal in die Schlagzeilen.

Schon bei einer aus dem Ruder gelaufenen Hooligan-Demonstration fiel sie durch schlechte Organisation auf.

Innenminister Jäger wird mittelfristig also auch daran gemessen, ob es ihm gelingt, die Behörde erfolgreich umzuorganisieren. Dafür dürfte er aber Zeit bekommen.

Wie erfolgreich ist die Polizei damit, die Täter der Silvesternacht zu überführen?

Das Gleiche dürfte für die Überführung der Täter gelten. Zwar ist der öffentliche Druck derzeit groß, schnell Ermittlungsergebnisse zu präsentieren. Dennoch ist es angesichts der komplizierten Ausgangslage für die Ermittlung der Sexualdelikte - Dunkelheit, vage Täterbeschreibungen, extrem viele Beteiligte - nachvollziehbar, wenn die Ermittlungen etwas länger dauern.

Jäger kann über diesen Punkt fast nur stolpern, wenn er sich zu früh auf die falschen Verdächtigen festlegt - oder die Ermittlungen offensichtlich verschleppt.

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