Anschließend lieferte Oppermann noch seine Informanten in einer öffentlichen Erklärung ans Messer: Friedrich habe geplaudert, und Ziercke habe ihm die Verdächtigungen bestätigt. Ein echter Freund, der Herr Oppermann. Sein Umfeld berichtet, es seien ihm bereits Journalisten auf der Fährte gewesen, die an seiner Verwicklung in den Fall recherchiert hätten. Das erklärt zwar den Zeitpunkt seines Vorstoßes, macht seinen eigenen Bruch der Vertraulichkeit aber eher umso schlimmer. Denn die Botschaft lautet ja: Um trotz seines Fehlverhaltens vielleicht noch die eigene Haut zu retten, lässt er andere über die Klinge springen.
Die Geschichte ist damit nicht zu Ende. Während Friedrich nun zurücktreten musste, ging Ziercke zur Gegenoffensive über. Oppermann habe zwar bei ihm nachgefragt, aber er, Ziercke, habe natürlich keinerlei Dienstgeheimnisse ausgeplaudert. Nun steht Aussage gegen Aussage. Oder anders ausgedrückt: Entweder sagt Oppermann nicht die Wahrheit, oder Ziercke. Wobei sich der BKA-Präsident damals in einer schwierigen Lage befunden haben muss. Denn das SPD-Mitglied Ziercke hatte im Oktober in Oppermann nicht nur einen Parteifreund an der Strippe. Damals wurde der Abgeordnete aus Göttingen als künftiger Innenminister gehandelt, hätte also Zierckes oberster Dienstherr werden können. Wie verhält man sich da, wenn der eine kleine Auskunft oder zumindest Bestätigung haben möchte.
Ziercke allerdings kann es sich nicht leisten, beim Verrat von Dienstgeheimnissen erwischt zu werden. Das würde ihn seine Pension kosten. Thomas Oppermann käme bei einem Verzicht auf sein Amt als Fraktionsvorsitzender glimpflicher davon: Er könnte zwar nur noch die normale Diät als Abgeordneter kassieren (Fraktionsvorsitzende bekommen den doppelten Betrag), aber die Altersversorgung bleibt erhalten.