Nach SPD-Vorwürfen in BND-Affäre Die Union wehrt sich

Die SPD ist in der BND-Spionageaffäre in die Offensive gegangen. Die scharfe Kritik am Kanzleramt verärgert die Union. So sprechen CDU-Politiker von Effekthascherei und mahnen den Koalitionspartner zu mehr Sachlichkeit.

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SPD-Chef Sigmar Gabriel versucht Angela Merkel in die BND-Affäre zu ziehen – Unionspolitiker springen der Kanzlerin bei. Quelle: Reuters

Berlin Die BND/NSA-Affäre sorgt für zunehmend gereiztere Töne in der schwarz-roten Regierungskoalition. Mehrere Unionspolitiker riefen die SPD zur Sachlichkeit auf, nachdem deren Vorsitzender Sigmar Gabriel den bisherigen Umgang mit der Affäre in ungewöhnlich scharfer Form kritisiert und eine rückhaltlose Aufklärung verlangt hatte. Dabei berichtete er auch aus Gesprächen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Diese habe zweimal verneint, dass der BND – bis auf den Fall EADS – einen Beitrag zur Wirtschaftsspionage durch den US-Geheimdienst NSA geleistet habe. Bedeutet im Umkehrschluss: Tauchen doch noch geschädigte Unternehmen auf, ist die Kanzlerin in Erklärungsnot.

Der innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, Stephan Mayer (CSU) wirft dem SPD-Chef nun unlautere Angriffe auf die Bundeskanzlerin und die BND-Spitze vor. Damit solle sich der Wirtschaftsminister zurückhalten, sagte der CSU-Politiker, der auch Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) ist, der „Bild“. Denn die enge Zusammenarbeit zwischen dem Bundesnachrichtendienst und dem US-Geheimdienst NSA sei unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder und seinem Kanzleramtschef und dem jetzigem Außenminister Frank-Walter Steinmeier besiegelt worden.

Der Vorsitzende des NSA-Untersuchungsausschusses, Patrick Sensburg, forderte mehr Sachlichkeit von der SPD. Die Sozialdemokraten scheinen derzeit die übliche professionelle Form der Zurückhaltung unter Koalitionspartnern aufgegeben zu haben, sagte der CDU-Politiker „Spiegel Online“. Die CDU-Obfrau in dem Gremium, Nina Warken, kritisierte Rufe nach personellen Konsequenzen als Effekthascherei.

Zuletzt wurde die Kritik vonseiten der SPD an der Rolle des Kanzleramts, das den BND kontrolliert, in der Affäre lauter. Vor allem Innenminister Thomas de Maiziere steht als Ex-Kanzleramtschef in der Kritik. Vizekanzler Gabriel hatte erklärt, die BND-Affäre sei „ein Geheimdienstskandal, der geeignet ist, eine sehr schwere Erschütterung auszulösen“. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi hatte schon kurz nach Bekanntwerden der Affäre über personelle Konsequenzen spekuliert.

Weiterhin wird aus der SPD gefordert, dass die Bundesregierung mehr Aufklärung leisten und zum Beispiel bis zum Donnerstag dem NSA-Untersuchungsausschuss die Liste mit den Suchkriterien der NSA für den BND übergeben müsse. „Das Kanzleramt hat eine eigene souveräne Entscheidung zu treffen. Die kann nur lauten, die Liste vorzulegen“, sagte der SPD-Obmann im Ausschuss, Christian Flisek, der „Passauer Neuen Presse“.

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