Diesen Spielraum erweitern und nutzen seither professionelle Nebelwerfer in Unternehmen, Parteien und unzähligen Interessengruppen ausgiebig. Der Begriff der Nachhaltigkeit wird bewusst entkernt. So lange wurde er durch den Wolf der PR-Abteilungen gedreht und mit dem Adjektiv „grün“ verwurstet, dass kaum etwas vom ursprünglichen Sinn erkennbar bleibt – außer dem diffusen positiven Gefühl, das man dabei hat. Das Ziel der Sprachpanscherei ist, was Harald Welzer „das Wunder des grünen Puddings“ nennt: Die scheinbare Aufhebung des logischen Gegensatzes durch die Verbindung von Nachhaltigkeit und Wachstum. Der grüne Pudding ist einer, den man gleichzeitig essen und behalten kann.
Einer der geschicktesten und erfolgreichsten Nebelwerfer des „nachhaltigen Wachstums“ ist der Grünen-Prolitiker und Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung Ralf Fücks: „Intelligent wachsen!“ sei die Lösung, verkündet er in seinem gleichnamigen Buch. Es trägt den Untertitel „Die grüne Revolution“. Ehrlicher wäre: „Die grüne Illusion“.
In diesem Buch finden sich die notwendigen Zaubersprüche, die das Wunder wahr machen sollen: Statt Grenzen des Wachstums verspricht Fücks das „Wachsen der Grenzen“ oder „Wachsen mit der Natur“. Grenzen seien schließlich „beweglich“. Von neuen, noch gar nicht existierenden „hocheffizienten Technologien“ ist da viel die Rede und vor allem von der „Entkoppelung“ des Ressourcenverbrauchs vom Wirtschaftswachstum.
Man fragt sich, was denn da wachsen soll, wenn es keine zusätzlichen Ressourcen verbraucht. Das Gesetz von der Erhaltung der Masse - aus Masse kann nicht mehr Masse werden – lernt jeder Schüler in der ersten Stunde des Chemieunterrichts.
Aus dem Widerspruch, kommt man nur raus, wenn man entweder von „qualitativem Wachstum“ schwadroniert, was Glück oder Lebensfreude oder was auch immer sein kann, nur eben kein Wirtschaftswachstum, das sich an der Produktion von Waren und Dienstleistungen bemisst. Oder dadurch, dass man die Wunschvorstellung von einem „nachhaltigen“, „grünen“ oder „vom Ressourcenverbrauch entkoppelten“ Wirtschaftswachstum durch begleitendes Hokuspokus nährt.