Nachhaltigkeit Die grüne Illusion

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Effizienzgewinne sind nicht nachhaltig

Das sind die grünsten Marken der Welt
Platz 20: L'Oreal Die Markenberatung Interbrand erstellt jedes Jahr ein großes Ranking zu den wertvollsten Marken der Welt. Diese 100 Marken bewertet das Unternehmen in seiner Studie anhand der Wahrnehmung ihrer "grünen" Aktivitäten durch die Konsumenten sowie ihre tatsächliche "grüne" Unternehmensführung. 2013 sind die Autobauer insgesamt überproportional vertreten. Unter den Top Ten der "Best Global Green Brands 2013" kommt die Hälfte der Marken aus dieser Branche. Auf Platz 20 von 50 landet der französische Kosmetikhersteller L'Oreal. Das Unternehmen ist der Top-Aufsteiger im Ranking und wird in der Studie besonders für seine Innovationen und die Mitarbeiterführung gelobt. Quelle: REUTERS
Platz 19: Coca ColaInterbrands Best Global Green Brands Studie 2013 untersucht und bewertet den Gap, also die Lücke, die zwischen tatsächlicher nachhaltiger Unternehmensführung und der Verbraucherwahrnehmung entsteht. Bei einigen Marken gibt es eine starke Diskrepanz zwischen Performance und Wahrnehmung. Bei Coca Cola beträgt diese Lücke minus 13.65. Das bedeutet, dass das Unternehmen deutlich weniger nachhaltig und grün arbeitet, als von den Konsumenten angenommen. Quelle: dapd
Platz 18: SiemensDeutschland ist mit sieben im Ranking vertretenen Marken, neben den USA, eines der erfolgreichsten Länder der diesjährigen Top 50 Best Global Green Brands. Doch es zeigt sich, dass die deutschen Marken noch viel Potential ungenutzt lassen. Fast alle deutschen Marken weisen einen positiven Gap auf, was darauf schließen lässt, dass sie weitaus nachhaltiger arbeiten, als es vom Konsumenten wahrgenommen wird. Bei Siemens beträgt die Lücke zum Beispiel 11,37. Dabei ist Siemens ein sehr nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen. Im Nachhaltigkeitsindex 2012 von Dow Jones erreichte der Konzern 92 von 100 Punkten. Nur den Kunden scheint das Unternehmen das noch nicht vermittelt zu haben. Quelle: dpa
Platz 17: MercedesDie Hälfte der diesjährigen Top Ten sind Automobilmarken. Unter den Top 20 befinden sich insgesamt drei deutsche Automarken: Mercedes-Benz hat es auf Platz 17 geschafft, wobei auch hier die Lücke zwischen tatsächlichem Verhalten und Wahrnehmung zu Ungusten des Unternehmens ausfällt. Ein Gap-Score von 8,13 zeigt, dass auch MErcedes nicht deutlich genug kommuniziert, wie nachhaltig das Unternehmen arbeitet. Quelle: REUTERS
Platz 16: SamsungSamsung hat laut Ranking große Fortschritte in puncto Nachhaltigkeit und Verbraucherwahrnehmung gemacht: Das Unternehmen hat binnen eines Jahres seine Treibhausgas-Emissionen um 40 Prozent reduziert und die Zahl seiner umweltfreundlichen Produkte um ein Vielfaches erhöht. Dazu gehören unter anderem ein Laptop, der mit Solarenergie betrieben wird oder energiesparendere Weißware. Quelle: REUTERS
Platz 15: AdidasAdidas, Nike (Rang 31), H&M (Rang 42) und ZARA (Rang 48) sind die stärksten Bekleidungsmarken der vorliegenden Studie. Bekleidungsmarken und ihre Zulieferer stehen, vor allem durch die sozialen Medien, unter strenger Beobachtung durch die Verbraucher. Mehr als je zuvor werden diese Marken für die Arbeitsqualität und die Sicherheit in ihren Fabriken verantwortlich gemacht. adidas beispielsweise unterzieht seine gesamte Versorgungskette regelmäßig strengen Prüfungen. Das bescherte der Marke eine Verbesserung im Ranking von sieben Plätzen. Quelle: dpa
Platz 14: NestléÜber ihren Neueinstieg in das Ranking 2013 können sich Nestlé (Rang 14), Kia (Rang 37), ZARA (Rang 48) und Colgate (Rang 50) freuen. Aber auch der Nahrungsmittelkonzern Nestlé muss an seiner Kommunikation arbeiten: Auch hier zeigt der Wert von + 5,74 an, dass das Unternehmen grüner ist, als die Kunden ahnen. Quelle: REUTERS

Zum Beispiel durch den Hinweis darauf, dass heute eine Windkraftanlage viel weniger Rohstoffe, Energie und Herstellungsaufwand kostet verglichen mit einem vor zehn Jahren. Wenn man immer so weiter mache, nähern sich die Einsparungen, so das alchemistische Versprechen, irgendwann einer absoluten Effizienz an. Zugleich versprechen sich Wirtschaftspolitiker aller Parteien von solch einer „grünen“ Wirtschaftsstrategie Arbeitsplätze, Wettbewerbsvorteile, neue Märkte – kurz: Wirtschaftswachstum. Nicht nur bei den Grünen, sondern auch in allen anderen Parteien schwärmt man also von einem solchen „green new deal“ oder „grünem Wachstum“ oder einer „green economy“.

Tatsächlich ist das einzig neue und revolutionäre daran nur die grüne oder nachhaltige Worthülse. Denn das Prinzip dahinter ist alt: Effizienzsteigerungen gehören seit jeher zum Kapitalismus dazu. Auch ein Hüttenbetreiber im frühindustriellen England kochte den Stahl dank verbesserter Verfahren mit immer weniger Kohle. Aber das Ergebnis solcher Produktivitätsfortschritte war und ist in der bisherigen Wirtschaftsgeschichte nicht, dass mit weniger Aufwand das gleiche produziert, sondern der Gewinn sofort in Mehrproduktion umgesetzt wird.

Wirklich nachhaltig wären Effizienzsteigerungen aber nur, wenn sie bedeuteten, dass der Verbrauch an nicht nachwachsenden Rohstoffen und Land, sowie die Belastung der Aufnahmefähigkeit der Ökosysteme durch Schadstoffe völlig aufhörte.

Auch wer weniger Öl, Gas, Kohle, Erz oder was auch immer verbraucht, konsumiert endliche Naturressourcen. Er wirtschaftet dadurch vielleicht effizienter als seine Vorgänger, aber nicht wirklich nachhaltig. Irgendwann sind nicht nachwachsende Ressourcen aufgebraucht. Eines Tages wird auch durch Fracking kein Gas oder Öl mehr aus den Tiefen zu pressen sein. Dann ist eine absolute Grenze des Wachstums erreicht – egal ob man es zuvor „grün“ oder „nachhaltig“ nannte.

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