Nachhaltigkeit „Andere Länder sind bei dem Thema weiter“

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Von der Wunschliste zum Idealzustand!?

Aber etwa die Vereinten Nationen stellen gleich 17 Ziele auf. Wo soll ein Unternehmen da anfangen, das ist alles zu komplex.
Man kann es als Wunschliste sehen, die zu einem Idealzustand führen soll. Sie wird vermutlich auch nicht komplett erfüllt werden können, denn die Unternehmen müssen sich fokussieren auf die Bereiche, in denen sie etwas beeinflussen können. Bei der Deutschen Post liegt das nicht beim Artenschutz im Wasser, sondern bei der Ausbildung der Mitarbeiter, der Stadtentwicklung und dem C02-armen Transport etwa über die selbstentwickelten Elektrofahrzeuge.

Die Deka hat als die drittgrößte deutsche Fondsgesellschaft löblicherweise ihre Präsenz mit Reden auf Hauptversammlungen in 2017 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Was ist da von Ihnen zu erwarten?
Es gibt auf Hauptversammlungen inzwischen von mehreren Großanlegern professionelle Beiträge, das erhöht vielleicht nicht unbedingt den Unterhaltungswert, aber es kommen doch häufig kritische Punkte zur Diskussion. Zudem machen wir unsere Kritik auch in einem mehrstufigen Prozess schon lange vor den Hauptversammlungen über die Gespräche unserer Fondsmanager mit Vorständen oder mitunter auch Aufsichtsräten deutlich. Die Kritik auf der Hauptversammlung ist dann für die Vorstände nicht mehr unbedingt eine Überraschung.

Was haben Sie bewirkt?
Wir haben zwar mit rund 40 Milliarden Euro Aktienbestand Gewicht, aber allein ändern wir da wenig. Aber nehmen wir etwa die Münchner Rück, dort hat der Vorstand in letzter Sekunde die Kapitalmaßnahmen mit dem genehmigten Kapital zurückgenommen, weil unter anderem wir beklagt haben, dass sie sich einen zu üppigen Spielraum geben würden. Inzwischen sind viele Großanleger nicht mehr bereit, da alles mitzumachen und hatten ihre internen Vorschriften verschärft. 

Sie verkaufen auch börsengehandelte Indexfonds, so genannte ETF. Nehmen Sie dort die Stimmrechte wahr?
Ja, auch dieser Aktienbestand zählt bei uns und auch da üben wir im Sinne der Fondsanleger Stimmrechte aus. Dadurch können wir vielleicht auch privaten Aktionären signalisieren, dass ihre Stimme wichtig und wertvoll ist und die öffentliche Aufmerksamkeit etwas bewirken kann. Wir sind uns da der Verantwortung bewusst und da widerspreche ich etwa anderen Anbietern, die auf dem Standpunkt stehen, dass sie sich für Indexfonds nicht öffentlichkeitswirksam einmischen müssten.

Nachhaltigkeit hat sich bei der Geldanlage längst zum Mainstream entwickelt. Jeder will dabei sein, jeder will damit verdienen. Es gibt unzählige Konferenzen, aber was bringen die?
Etwa der Weltkongress der Principles of Responsible Investments Ende September in Berlin war eine wichtige Veranstaltung, um die Bedeutung des Investierens für gesellschaftliche Veränderungen zu diskutieren. Für nachhaltige Investments hat er eine ähnliche Bedeutung wie die Olympischen Spiele für die Sportwelt. Es ist eine Leistungsschau.

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