Nahles’ Rentenpläne Streit um die Ost-West-Angleichung

Auch eine knappe Woche nach dem Rentengipfel ist die Koalition weiterhin uneinig über die die Finanzierung der geplanten Rentenangleichung. Auch beim Rentenniveau scheiden sich zwischen den Parteien die Geister.

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Nahles bedauert die Fronten bei der Rentenangleichung. Quelle: dpa

Berlin Eine schnelle Lösung im Koalitionsstreit um die Ost-West-Rentenangleichung ist nicht in Sicht. Auch über die grundsätzliche Ausrichtung der Rentenpolitik vertiefte sich die Kluft zwischen Union und SPD. Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) bedauerte den Konflikt um die Finanzierung der geplanten Ost-West-Angleichung. „Natürlich gibt es offensichtlich verhärtete Positionen, die mich überraschen“, sagte Nahles am Mittwoch in Berlin. „Wir treffen uns, Herr Schäuble und ich, zeitnah, und dann klären wir das“, bekräftigte Nahles.

Union und SPD wollen die Renten in Ost und West bis 2025 voll angleichen. Die Kosten von 3,9 Milliarden Euro sollen laut Nahles aus Steuern finanziert werden - Schäuble will eine Finanzierung aus der Rentenkasse. Dass der Streitpunkt bei einem Rentengipfel der Koalition mit Nahles und Schäuble am Donnerstagabend nicht ausgeräumt wurde, hatte am Freitag für Überraschung gesorgt.

„Es ist aus meiner Sicht ein Missverständnis gewesen, das wir jetzt ausräumen“, sagte Nahles. Die Renteneinheit könne aus ihrer Sicht nur steuerfinanziert kommen. Aus ihrer Sicht sei dies klar gewesen. „Es scheint eine Politisierung dieser Sache von einigen Teilen der CDU/CSU zu geben“, sagte Nahles. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) hatte sich in einer Fraktionssitzung am Montag hinter Schäuble gestellt.

Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte: „Dass die Angleichung der Rentenwerte erst 2025 - 35 Jahre nach der deutschen Einheit - kommen soll, ist skandalös.“ Die Linke werde das Thema auch nach der Bundestagswahl im Bundestag wieder auf die Tagesordnung bringen.


„Das Rentenniveau wird weiter ansteigen“

Immer klarer wird vor der Wahl: Die Differenzen zwischen SPD und Union in der Rentenpolitik sind auch grundsätzlicher Natur. So machte Nahles in einer Betriebs- und Personalrätekonferenz der SPD-Bundestagsfraktion deutlich, dass es ihr Ziel sei, das Rentenniveau zu halten. Schluss sein solle mit Reformen, die immer nur Leistungseinschränkungen aus Spargründen gebracht hätten, sagte Nahles dort nach Teilnehmerangaben. „Die Rentenreformen seit 1989 waren nur unter der Knechtschaft der Lohnnebenkosten vonstattengegangen.“

Kauder hatte deutlich gemacht, dass er derzeit beim Rentenniveau wenig Handlungsbedarf sieht. Aktuelle Prognosen dazu passierten am Mittwoch das Bundeskabinett. Die Ministerrunde beschloss dazu den Rentenversicherungs- und den Alterssicherungsbericht. Daraus geht hervor, dass das Rentenniveau von derzeit 48 bis 2030 auf 44,5 Prozent sinken soll. Nahles will bis 2045 ein Rentenniveau von mindestens 46 Prozent garantieren. Ihr Ziel ist es sogar, das Rentenniveau von 48 Prozent zu halten. Dazu seien weitere Anstrengungen etwa auf dem Arbeitsmarkt nötig, bekräftigte sie.

Der CDU-Rentenexperte Peter Weiß wies darauf hin, dass das Rentenniveau ungeachtet der demografischen Entwicklung und entgegen allen früheren Voraussagen in diesem Jahr gestiegen sei. „Und es wird im kommenden Jahr erneut ansteigen und bis 2019 auf einem Niveau von 48 Prozent gehalten werden können“, sagte Weiß unter Berufung auf den Rentenversicherungsbericht. Das sei „eine echte Sensation“. Akuten Handlungsbedarf gebe es aber bei der zusätzlichen Altersvorsorge. Nahles kündigte an, das geplante Gesetz für die weitere Verbreitung von Betriebsrenten solle im Dezember im Kabinett beraten werden.

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