Neue Marine-Hubschrauber "Sea Lion" kommt Bundeswehr teuer zu stehen

Durch die Umstellung der Kampfhubschrauber für die Bundeswehr auf den "Sea Lion" von Airbus sollten eigentlich 200 Millionen Euro gespart werden. Doch die Rechnung geht nicht auf.

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Der Umstieg auf neue Marine-Hubschrauber der Firma Airbus kommt die Bundeswehr teurer zu stehen als ursprünglich geplant. Die Kosten für die Umstellung auf den "Sea Lion" erhöhten sich um knapp 430 Millionen Euro auf 1,38 Milliarden Euro, heißt es in einer Vorlage des Finanzministeriums für den Haushaltsausschuss, die der Nachrichtenagentur Reuters am Montagabend vorlag.

Grund für die Steigerung sei, dass nunmehr auch die indirekten Kosten der Bundeswehr für die Umstellung auf das neue Hubschraubermodell - etwa neue Hangars - und von den Streitkräften gewünschte spezielle Änderungen veranschlagt seien, die in der alten Berechnung von 2013 nicht ausgewiesen waren.

Braucht die Bundeswehr mehr Geld?

Der Kauf der 18 Marine-Hubschrauber ist ein Tauschgeschäft: Im Gegenzug nimmt die Bundeswehr für den unmittelbaren Einsatz nur 40 statt 80 Kampfhubschrauber des Typs Tiger und 80 statt 122 Transporthelikopter des Typs NH-90 ab. 22 weitere Tiger werden direkt stillgelegt und zur Ersatzteilgewinnung genutzt, zwei zusätzliche NH-90 dienen der Ausbildung.

Bund wollte 200 Millionen Euro sparen

Ursprünglich wollte der Bund durch das Tauschgeschäft nach Angaben aus Sicherheitskreisen rund 200 Millionen Euro sparen. Verrechnet man diese Einsparung jedoch mit den höheren Kosten von 430 Millionen Euro, erhöht sich der Preis für die Umstellung real um gut 200 Millionen Euro.

"Die mit der Rahmenvereinbarung gefundene Regelung ist aus Sicht des Ministeriums nicht optimal, aber die beste Lösung, die auf Basis der ungünstigen alten Vertragsposition verhandelt werden konnte", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Käme es zu keiner Einigung mit der Industrie, drohe der automatische Rückfall in den alten Vertrag. Dies gelte es aus Sicht des Ministeriums zu verhindern.

Der Grünen-Haushaltsexperte Tobias Lindner kritisierte dagegen den geplanten Deal. "Ob die Bundeswehr mit dieser Vereinbarung wirklich ein gutes Geschäft macht, lässt sich doch sehr bezweifeln", erklärte er. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen habe das Abkommen nicht wesentlich verbessert. "Wer die Rahmenvereinbarung vor zwei Jahren schlecht fand, sollte ihr auch heute nicht zustimmen".

Nach Einschätzung von Insidern hätten die 430 Millionen Euro schon von Anfang an bei der Einigung der Vorgängerregierung mit der Industrie im März 2013 in den Berechnungen veranschlagt werden müssen. Dies sei nur deshalb nicht geschehen, um die wahre Höhe der Kosten zu verschleiern, warf ein Insider dem Ministerium vor. Der Haushaltsausschuss stimmt voraussichtlich Ende des Monats über das Projekt ab.

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