Neuer Agrarminister Schmidt Genmais statt Geschütze

Christian Schmidt steht als Franke und Protestant für Minderheiten in CSU. Der neue Agrarminister war lange Staatsekretär im Verteidigungsministerium – seinem eigentlichen Kernbereich.

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Die meisten schätzten Christian Schmidt als Menschenfreund Schmidt, der sich stets hinter seine Leute stellt und nie einem Standesdünkel erliegt. Quelle: dpa

Berlin Als neuer Landwirtschaftsminister ist Christian Schmidt eine Überraschung: Die meisten Insider hätten wohl eher darauf getippt, dass der CSU-Politiker bei der Kabinetts-Umbildung den Posten des Entwicklungshilfeministers erhält. Mit seiner Erfahrung in Afghanistan und vielen anderen Krisengebieten der Welt wäre der langjährige Verteidigungsstaatssekretär dafür prädestiniert gewesen. Als er bei der Verteilung der Ministerämter nach der Wahl leer ausging, soll er enttäuscht gewesen sein. Dass dies jedoch nicht das Ende seiner Karriere bedeuten würde, war schon damals klar: Denn als Franke und Protestant vertritt der 56-Jährige gleich zwei wichtige Minderheiten in seiner Partei, die der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer bedienen muss.

Eine besondere Beziehung zur Landwirtschaft wird Schmidt zwar nicht nachgesagt, doch er stammt aus einer ländlich geprägten Region und dürfte daher mit den Sorgen und Nöten der Bauern vertraut sein.

Übung in Auftritten auf internationalem Parkett hat er aus seiner Zeit als am längsten dienender Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, als er seine Minister immer wieder bei Konferenzen im Ausland vertreten musste. In der Sicherheitspolitik, einem eher ungeliebten Thema in Berlin, kennt sich Schmidt so gut aus wie wenige andere Politiker. Bei Journalisten ist er beliebt, weil er gern mit klaren Worten vorprescht, während sich die Minister noch vorsichtig um eine Aussage herumdrücken. Im Bendlerblock war er deshalb manchmal gefürchtet.


Stets direkt gewählt

Die meisten schätzten jedoch den Menschenfreund Schmidt, der sich stets hinter seine Leute stellt und nie einem Standesdünkel erliegt. Aufbrausend könne er vielleicht schon mal sein, aber nie nachtragend, heißt es im Verteidigungsministerium. Der Jurist, der schon als Schüler Mitglied der Jungen Union wurde, setzte sich unter anderem für die Gründung einer Härtefall-Stiftung für Soldaten in Not ein. Auch die Beziehung zu Israel liegt dem überzeugten Christen und Transatlantiker besonders am Herzen. Seinen Bundestagswahlkreis in Fürth eroberte Schmidt seit 1990 stets als direkt gewählter Abgeordneter, zuletzt mit 49,2 Prozent der Erststimmen. Seit 2011 ist der Vater von zwei Töchtern auch stellvertretender CSU-Vorsitzender.

Dass Schmidt mit seinem großen Erfahrungsschatz unter der neuen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nicht Staatssekretär blieb, wunderte viele. Doch der Franke, der eng mit den Ministern Franz Josef Jung, Karl-Theodor zu Guttenberg und Thomas de Maiziere zusammengearbeitet hatte, wollte Ende 2013 etwas Neues wagen.

Als Staatsekretär im Entwicklungsministerium freute er sich darauf, sich aus einer ganz neuen Perspektive um Krisengebiete wie Afghanistan zu kümmern. Daraus wird nichts: Als neuer Landwirtschaftsminister wird er nun ein Auge auf die Verteilung der EU-Fördergelder an die Bauern und die von seinem Vorgänger Hans-Peter Friedrich bereits angekündigte Abwehr des Genmaises haben müssen.

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