Neues AfD-Spitzenduo „Das ist keine Lucke-Partei mehr“

Seite 2/2

Eine klare Abgrenzung zu Rechtsaußen dürfte es nicht geben

Das zeigte sich bereits bei der Begrüßungsrede des Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen am Vormittag. Jedes AfD-Mitglied kämpfe „für die gemeinsame Sache“, so Meuthen: „Wir sind inzwischen ein großes Team geworden".

Mit anderen Worten: Auch die radikalen völkisch-nationalistischen Gruppierungen sind in der AfD weiterhin herzlich willkommen. Sie sammeln sich im rechtsnationalen „Flügel“ der Partei um Björn Höcke. Gegen den Fraktionsvorsitzenden im Thüringer Landtag läuft zwar offiziell ein Parteiausschlussverfahren wegen seiner Äußerungen zum Umgang mit der deutschen Holocaust-Vergangenheit. Doch innerhalb der Partei steht er deswegen keinesfalls isoliert da. Im Umgang mit Höcke zeigt sich, dass die AfD sich mitnichten in eine gemäßigtere Richtung bewegt, die schon bald koalitionsfähig werden will.

Auf dem Parteitag läuft der schmale, grauhaarige Höcke betont geschäftig umher und steckt immer wieder die Köpfe mit führenden Parteimitgliedern zusammen: Jörg Meuthen, Alexander Gauland, André Poggenburg. Immer in demonstrativer Nähe zum Pressebereich und den Kameras. Ein Antrag, der das noch von Frauke Petry angestoßenes Parteiausschlussverfahren sofort beendet hätte, war zwar am Vormittag von der Tagesordnung genommen worden. Dennoch erfreut sich der nationalkonservative Scharfmacher seit dem Austritt seiner größten Gegnerin Frauke Petry immer größerer Unterstützung.

Selbst als gemäßigt geltende AfD-Spitzenpolitiker wie Alice Weidel und Jörg Meuthen biedern sich Höcke an, um nicht das gleiche Schicksal wie Frauke Petry oder Bernd Lucke zu erleiden: Beide wurden wegen ihrer Versuche, die AfD nach radikal-rechts abzugrenzen, aus der Partei gedrängt. Alexander Gauland, selbst ein enttäuschter CDU-Konservativer, hat Höcke und seine stramm-rechte Gefolgschaft immer wieder öffentlich verteidigt.

Als neuer Vorsitzender kündigt Gauland denn auch an, er habe nicht vor, Wurzeln der AfD zu kappen: „Auf der einen Seite die Bürgerbewegung, auf der anderen Seite die konservativ-liberale Reformpartei.“ Er wünsche sich vielmehr, dass „alle Strömungen verzahnt bleiben“. Eine klare Abgrenzung von Rechtsaußen dürfte es mit dem Führungsduo Meuthen/Gauland also nicht geben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%