NRW-Finanzminister Borjans befürwortet Warhol-Verkauf

Die geplante Versteigerung von zwei Warhol-Bildern wird in der Kulturlandschaft als Sündenfall kritisiert. Der NRW-Finanzminister dagegen befürwortet den Verkauf. Die Politik sei aber auch gar nicht zuständig, meint er.

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NRW-Finanzminister Norbert-Walter Borjans: „Ein Kunstwerk hat einen Wert, wenn es zu veräußern ist“, sagte er. Quelle: Reuters

Düsseldorf Die umstrittene Versteigerung von zwei millionenschweren Warhol-Bildern aus dem Besitz des Casino-Betreibers Westspiel erfolgt mit ausdrücklicher Unterstützung aus der rot-grünen Landesregierung. Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) befürwortete den Verkauf am Donnerstag im Haushalts- und Finanzausschuss des Landtags. Als Mitglied des Verwaltungsrats der landeseigenen NRW.Bank, deren 100-prozentige Tochter Westspiel ist, habe er dem geplanten Verkauf „als richtigem Schritt“ zugestimmt. Ein Kabinettsbeschluss sei dafür nicht notwendig.

Westspiel will die zwei Bilder von Andy Warhol, die früher in der Spielbank Aachen hingen und seit 2009 in einem Safe liegen, am 12. November von Christie's in New York versteigern lassen. Davon erhofft sich Westspiel einen Erlös von rund 100 Millionen Euro. Rund 80 Millionen Euro sollen zur Sanierung des Unternehmens eingesetzt werden. Namhafte Museumschefs und Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sehen in dem Verkauf von landeseigenem Kulturgut einen „Tabubruch“.

Die NRW-Regierung habe deutlich gemacht, dass es „nicht um den Ausverkauf von Kunst des Landes“ gehe, sagte Walter-Borjans. Die Bilder gehörten einem Unternehmen. Der Verkauf sei daher auch keine Entscheidung der Landesregierung, sondern ein Beschluss der Bankgremien, in denen auch Regierungs- und Oppositionsmitglieder säßen und zugestimmt hätten.

Es gebe zum Versteigerungsvertrag zwischen Westspiel und Christie's keinen Zustimmungsvorbehalt des Finanzministeriums. „Hier wird versucht, so zu tun, als sei die Westspiel-Sammlung für das Land angelegt worden, als handele es sich um Museumskunst“, sagte Walter-Borjans. Auch der Parlamentarische Beirat der NRW.Bank wurde nach Bankangaben nicht mit der Verkaufsabsicht befasst.

Der Minister rechtfertigte den Fortbestand der Spielcasinos in NRW und den Bau einer neuen Spielbank in Köln. Die Spielbanken machten keinen Verlust, sondern hätten ein negatives Ergebnis erst nach der erfolgten Spielbankabgabe. Aus den Einnahmen der Casinos fließen jährlich rund 25 Millionen Euro in die Stiftung Wohlfahrtspflege.

Die Investitionen zur Sanierung von Westspiel sollten nicht mit Steuergeldern finanziert werden, sagte Walter-Borjans. „Ein Kunstwerk hat einen Wert, wenn es zu veräußern ist“, sagte er. „Wenn ausgeschlossen wird, es zu veräußern, hat es auch keinen Preis.“

Unterdessen wurde bekannt, dass für das Bild „Triple Elvis“ von Andy Warhol erst nach der Auktion in New York eine endgültige Ausfuhrgenehmigung durch das NRW-Kulturministerium erteilt werden soll. Dass die bisherige Genehmigung nur befristet ausgestellt worden sei, entspreche der jahrelangen Praxis der mit dem Transport beauftragten Spedition, sagte Westspiel-Sprecher Christof Schramm. Die Ausfuhr von mehr als 50 Jahre alten Kunstwerken muss das Kulturministerium genehmigen, wenn sie nicht zum nationalen Kulturgut zählen. Der 1963 entstandene „Triple Elvis“ des amerikanischen Pop Art-Künstlers Warhol steht nicht auf der deutschen Kulturgutliste.

Die beiden Warhol-Bilder befänden sich noch im Besitz der Westspiel GmbH, sagte Schramm. Für „Four Marlons“ musste keine Exportgenehmigung beantragt werden, da das Bild erst 1966 entstand. Schramm bestätigte, dass Westspiel im Jahr 2002 bereits ein altes chinesisches Porzellan versteigern ließ. Ein ehemaliger Westspiel-Mitarbeiter hatte dies in einem Leserbrief in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch) bekanntgemacht. Bei der Versteigerung seien 96.000 Euro erlöst worden, sagte Schramm.

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