Auch diese Aussage ist problematisch. Seit der Eröffnung der Nürburgring-Bauten im Sommer 2009 gab es noch gar kein normales Geschäftsjahr. Direkt nach der Eröffnung trat der Finanzminister nach dem Scheitern der geplanten Privatfinanzierung zurück. Als Teil der Neuorganisation wurde 2010 in der laufenden Saison der Betrieb an die private Nürburgring Automotive GmbH verpachtet, mit der sich die landeseigene Nürburgring GmbH ab 2011 wegen ausstehender Pachtzahlungen einen langwierigen und teuren Rechtsstreit lieferte. Gebäude mussten zwischenzeitlich wegen Schimmelbefalls geschlossen und saniert werden.
2012 dann ging die landeseigene Firma zuerst Pleite und übernahm später nach einem Vergleich mit den Pächtern wieder selbst den Betrieb. Wie die Schätzung für ein „normales Geschäftsjahr“ zustande gekommen ist? Von Nuvoloni gibt es erneut keine Antwort.
Verlängerte Angebotsfrist
Stattdessen veröffentlichen die Insolvenzverwalter und ihr Sprecher ein Sammelsurium kaum vergleichbarer Zahlen. Für 2013 geben sie eine Schätzung des finalen Jahresergebnisses an, für 2014 aber nur eine EBITDA-Prognose. Besser vergleichbar wären die Zahlen etwa, wenn für 2013 auch ein EBITDA mitgeteilt würde – das aber will Nuvoloni auf Nachfrage wiederum nicht nennen. Bisher wurde für 2013 in einer Werbebroschüre für den Verkauf („Teaser“) nur ein eigens errechnetes „Transaktions-EBITDA“ von knapp acht Millionen mitgeteilt. Noch eine Zahl. Von der sich die Insolvenzverwalter und KPMG im Zweifelsfall gleich wieder distanzieren, weil sie für die Inhalte des Werbeblättchens nicht haften wollen.
Wie viele Bieter aktuell nach der Lektüre des Teasers tatsächlich Interesse an einem Kauf haben, ist völlig unklar. In der ersten Runde bis Juli waren einfache Interessenbekundungen einzureichen, hier soll sich eine dreistellige Zahl von Interessenten gemeldet haben. In der zweiten Runde bis Mitte September waren dann unverbindliche Angebote mit einem Finanzierungsnachweis abzugeben. Nach Informationen der WirtschaftsWoche verlängerten die Verkäufer die Frist bis Ende September. Angaben zur Zahl der eingegangenen Gebote lehnten die Insolvenzverwalter schon damals ab. „Wir können zum heutigen Tage ihre Anfrage nicht beantworten, da auch weiterhin noch Kaufangebote bei uns eingehen. Diese müssen erst geprüft und ausgewertet werden“, ließen sie ausrichten. Das klang nach einer Flut von Angeboten.
Rätselraten über die Zahl der Bieter
Jüngsten Medienberichten zufolge sind allerdings höchstens zehn Angebote eingegangen – und nicht alle sollen für den kompletten Nürburgring geboten haben, sondern manche auch nur für einzelne Gebäude. Nuvoloni äußert sich auf Nachfrage auch hierzu nicht. Der ADAC jedenfalls, der sich bisher als einziger Interessent öffentlich bekannt hat, hat bisher nach Informationen aus Verbandskreisen noch gar kein Angebot abgegeben. Kaufinteressenten können aber auch nach Ablauf der Frist noch Angebote nachreichen. Richtig ernst wird es ohnehin erst im Dezember: Dann müssen voraussichtlich die verbindlichen Angebote angegeben werden.
Erst einmal aber soll der Neustart des Ring Racers für bessere Stimmung sorgen. Ein Händchen für Symbole haben die beiden Pleite-Profis Lieser und Schmidt damit nicht. Die zweite Einweihung haben sie ausgerechnet auf Halloween gelegt - bei so manchen Motorsportfans hat der Ring Racer schon den neuen Spottnamen „Geisterbahn“ weg. Immerhin eines ist somit ungebrochen: Die Symbolkraft der Achterbahn.