Partei-Jubiläum Wie tickt die CDU?

Am Montag feiert die CDU ihren 70. Geburtstag. Wie lange bleibt Angela Merkel noch Parteichefin? Welche Rolle spielt Helmut Kohl? Sieben Antworten auf 70 Jahre Christlich Demokratische Union.

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CDU-Gründung Quelle: dpa

Am Montag feiert die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) in Berlin ihren 70. Geburtstag. Sie hat zum Festakt mit Bundeskanzlerin und Parteichefin Angela Merkel eingeladen. Als Gründungstag gilt eigentlich bereits der 26. Juni 1945, als kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges eine Christlich-Demokratische Union mit ihrem Gründungsaufruf „Deutsches Volk!“ in Berlin an die Öffentlichkeit trat. Die CDU ist zusammen mit der bayerischen Schwesterpartei CSU auf Bundesebene länger in Regierungsverantwortung als jede andere Partei seit Gründung der Bundesrepublik. Sie ist zurzeit in sechs Bundesländern an der Regierung beteiligt, in vier stellt sie den Regierungschef oder die Regierungschefin.

Wir beantworten sieben Fragen dazu, wie die CDU unter Angela Merkel funktioniert:

1. Ist die CDU noch konservativ?

Enttäuschte Konservative schimpfen, unter Merkel werde die CDU immer sozialdemokratischer. Sie hat den Mindestlohn oder die Frauenquote nicht verhindert, Väter und Mütter kleiner Kinder bekommen Elterngeld (allerdings auch anschließend Betreuungsgeld, wenn sie keine staatlich geförderte Kinderbetreuung beanspruchen) und insgesamt werde die Wirtschaft zu sehr durch neue Gesetze gegängelt.

CDU-Generalsekretär Peter Tauber verkörpert den Wandel seiner eigenen Partei selbst. Früher war er vehement gegen die doppelte Staatsangehörigkeit und für traditionelle Lebensformen wie die klassische Ehe. Heute ist er oberster Verfechter der CDU für ein liberaleres Einwanderungsrecht und unterstützt die Ehe auch für Homosexuelle. Tauber meint, konservativ zu sein, sei immer relativ zum Zeitgeist. Wer sich gar nicht wandle, bleibe irgendwann als Reaktionär zurück.

2. Was ist dran am Etikett Rentnerpartei?

Die Mitglieder der CDU sind im Schnitt knapp 60 Jahre alt. Wie die andere Volkspartei SPD verliert die Union vor allem Mitglieder, weil mehr sterben als neue dazu kommen. Viele Senioren sind also nicht nur ein Phänomen bei der CDU. Diejenigen, die neu eintreten, sind im Schnitt auch bereits 30 Jahre alt.

Die Partei spricht nicht nur als Mitglieder die Älteren an, bei den Wählern punktet sie stärker als andere Parteien bei der Generation 60 Plus. Bei der letzten Bundestagswahl 2014 war die Union in allen Altersgruppen eindeutig stärkste Partei - und konnte zudem im Vergleich zu 2009 in jeder Gruppe zulegen. Den insgesamt höchsten Stimmenanteil verzeichneten CDU und CSU bei den über 60-Jährigen, nämlich 50 Prozent. Insofern nützt den Christdemokraten stärker als anderen Gruppierungen, dass die Menschen älter werden und dass der Anteil der Senioren an den Wählern zunimmt. Sehr viele von ihnen wählen Union – und machen keine anderen Experimente mehr auf dem Stimmzettel. Sie gehen auch disziplinierter zur Wahl als andere Altersgruppen. 

 3. Welche Rolle spielt Helmut Kohl noch?

Helmut Kohl war nicht nur über Jahrzehnte die Parteigröße der CDU, von 1973 bis 1998 war er der Chef. Er ist immer noch ein Riese in den Augen etlicher CDU-Vertreter, nicht nur weil er die Vereinigung Deutschland erfolgreich betrieb. Auch wenn er über die Parteispendenaffäre stürzte und den rechtzeitigen Abschied vom Amt des Bundeskanzlers verpasste. Andere reden nicht mehr gerne über Kohl. Auch Angela Merkels Verhältnis zu ihm ist schwierig. Kohl förderte und protegierte sie. In der Affäre um unbekannte Parteispender setzte sie sich aber hart von ihm ab und stieg in ihrer verunsicherten Partei bis zur Bundeskanzlerin auf.

4. Wann erzielte die CDU ihre besten Wahlergebnisse?

Die absolute Mehrheit, genau 50,2 Prozent, errang Konrad Adenauer bei der Bundestagswahl 1957. Natürlich hatten daran auch die Stimmen der CSU einen Anteil (wie auch sonst im Bund). 1976 und 1983 waren es nochmal gut 48 Prozent für die Union bei der Bundestagwahl, 1994 immerhin noch 41,5 Prozent. Obwohl heute ein paar Parteien mehr Chancen auf Vertretung im Bundestag haben, schaffte es Angela Merkel mit CDU und CSU 2013 allerdings auf beachtliche 41,5 Prozent. Nach der Zahl der Sitze im Bundestag reicht das fast für die Mehrheit. Das brachte einige Nörgler an ihrer Politik zum seligen Schweigen.

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