Parteitag CDU verliert Gesicht - und ihre Wählerschicht

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Der Mittelstand muckt auf

Die deutschen Mittelständler wünschen sich wieder ein stärkeres wirtschaftliches Profil der CDU. Friedrich Merz steht ganz oben auf der Wunschliste - doch der hat keine Lust. Quelle: dapd

Noch schwerer dürfte es der Partei fallen, Handwerkern und Einzelhändlern die neue Linie zu erklären. „Ein flächendeckender Mindestlohn birgt die Gefahr, dass wir im Mittelstand Zustimmung verlieren“, argwöhnt Stefan Müller, Parlamentarischer Geschäftsführer der Schwesterpartei CSU im Bundestag.

„Von Wehrpflicht über den Atomausstieg bis hin zum Mindestlohn: Stück für Stück werden Themen abgeräumt, und unsere Partei verliert an Profil und Glaubwürdigkeit“, klagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß. „ Das Ergebnis dieser Politik ist ein Verharren unter 35 Prozent. Das sollte uns zu denken geben.“ Der Wirtschaftspolitiker aus Baden-Württemberg sieht im Wahljahr 2013 dunkle Wolken aufziehen. „Wir schaffen es nicht mehr, das bürgerliche Lager auszuschöpfen. 2009 haben frustrierte Unions-Anhänger FDP gewählt, das werden sie beim nächsten Mal nicht wieder tun. Die bleiben dann einfach zu Hause.“

Jedem Tierchen sein Pläsierchen

Chance und Risiko für die CDU: Jeder Abtrünnige hat ein anderes Motiv. Den einen stört die Relativierung christlicher Grundwerte, der Nächste beklagt die Energiewende, den Dritten empören die Milliarden für Griechenland. Das Risiko: Zwar bringt jedes Thema nur wenige Prozentpunkte oder gar Zehntel des bürgerlichen Lagers zur Abkehr von der CDU, aber in der Summe könnte es genau jene Marge sein, die zum Regieren fehlt. Die Chance: Aus so unterschiedlichen Motiven lässt sich zwar eine Volkspartei zimmern, aber nur schwer eine neue Truppe. Denn das sind meist Ein-Themen-Bewegungen.

Eine neue Partei, da sind sich alle Meinungsforscher einig, hätte nur unter zwei Bedingungen eine Chance: Sie bräuchte Geld, um den Aufbau zu schaffen, und sie bräuchte eine prominente anerkannte Galionsfigur, um die Wähler zu fesseln.

Die Finanzierung ist das geringere Problem. Enttäuschte Unternehmer würden gern Geld geben, wenn sich eine achtbare Truppe zusammenfände, kein radikaler Schmuddel, keine Sammlungsbewegung von Querulanten und rechten Spinnern. Sondern eine Partei, die all jene politisch-bürgerlichen Tugenden wieder aufpoliert, die ihre Anhänger bei der größten Regierungspartei verraten sehen.

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