Weniger streiten, aber interne Differenzen anerkennen: Die AfD-Führung versucht, den für sie gefährlichen internen Machtkampf zu begrenzen. „Es kommt manchmal nicht so sehr darauf an, ob und wie sehr wir uns mögen, sondern dass wir gemeinsam nach vorn schauen“, sagte Parteichefin Frauke Petry beim Bundeskongress der AfD-Jugend am Samstag in Bingen (Rheinland-Pfalz). Zuletzt hatte vor allem die Spaltung der AfD-Fraktion in Baden-Württemberg für Spannungen in der Parteiführung gesorgt. Auslöser war der Umgang mit dem Abgeordneten Wolfgang Gedeon gewesen, dem Antisemitismus vorgeworfen wird.
Auch Parteivize Alexander Gauland, der Petry zuletzt wegen ihres Einschreitens in Stuttgart scharf kritisiert hatte, bemühte sich um versöhnliche Töne. Bürger hätten ihn aufgefordert, sich in der Partei nicht zu zerstreiten. Zur Spaltung in Stuttgart sagte Gauland - ganz auf der Linie des Bundesvorstandsbeschlusses: „Es kann auf Dauer nur eine Fraktion der AfD in Baden-Württemberg geben - alle Beteiligte müssen Wege zu einer neuen, anderen Zusammenarbeit finden.“
Wird die AfD langfristig erfolgreich sein?
Die Forschungsgruppe Wahlen hat zwischen September 2014 und Mai 2015 in Deutschland Wahlberechtigte befragt, ob sie glauben, die AfD werde langfristig erfolgreich sein.
Quelle: ZDF Politbarometer, Statista
Im September 2014, also ungefähr ein Jahr nach dem knapp verpassten Einzug in den Bundestag, glaubten nur 56 Prozent der Befragten, die AfD werde langfristig nicht erfolgreich sein.
Zwei Monate später stieg der Anteil derer, die der AfD keinen langfristigen Erfolg zutrauten, auf 63 Prozent.
Im Januar 2015 glaubten 69 Prozent nicht an den langfristigen Erfolg der Euro-Kritiker um Bernd Lucke.
Im Februar 2015 prognostizierten 64 Prozent der AfD keinen langfristigen Erfolg.
Im Mai 2015 stieg (unter dem Eindruck der internen Personaldebatte?) der Anteil derjenigen, die der Alternative für Deutschland keinen Erfolg auf lange Sicht hin zutrauen, auf den in der Umfrage bisher höchsten Stand von 76 Prozent.
Petry sagte, bei allem Willen zur Zusammenarbeit müsse man auch Differenzen anerkennen. „Nur durch diese Reibungen entstehen die tatsächlich guten Lösungen.“
Der Vorsitzende der Jungen Alternative (JA), Sven Tritschler, appellierte an die Parteiführung: „Nehmt euch zusammen.“ Der rheinland-pfälzische Landesvorsitzende Uwe Junge mahnte einmal mehr zur öffentlichen Zurückhaltung. Die Parteiführung habe die „verdammte Pflicht, den Laden zusammenzuhalten“. Nur so könne man bei Wahlen erfolgreich sein.
Zu dem JA-Kongress kamen auch Vertreter von Jugendorganisationen anderer rechtspopulistischer Parteien in Europa, darunter die französische Front National, die italienische Lega Nord und die FPÖ aus Österreich. Vor dem Gebäude protestierten rund 100 Demonstranten mit Transparenten wie „Rechtspopulismus stoppen“.