Politiker in der Wirtschaft Lindner verteidigt Bahrs Wechsel zur Allianz

FDP-Chef Christian Lindner stellt sich hinter seinen politischen Freund und Partei-Kollegen: Ex-Gesundheitsminister Daniel Bahr wechsele nicht in die Wirtschaft wegen seiner Kontakte, sondern wegen seines Sachverstands.

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2013 kämpfen sie noch gemeinsam erfolglos gegen den Absturz der FDP: Christian Lindner, damals noch stellvertretender Parteivorsitzender (links), und der damalige Gesundheitsminister Daniel Bahr. Quelle: dpa

Berlin FDP-Chef Christian Lindner sieht nichts Anrüchiges im Wechsel des früheren Gesundheitsministers Daniel Bahr zur Allianz. „Im Unterschied zu anderen Politikern wurde Daniel Bahr nicht wegen seiner politischen Kontakte, sondern wegen seiner Kenntnisse als anerkannter Gesundheitsexperte an Bord geholt“, sagte Lindner dem Handelsblatt (Mittwochausgabe). Er habe ihm daher viel Erfolg gewünscht. Bahr wird im November zunächst Generalbevollmächtigter bei der Konzerntochter Allianz Private Krankenversicherung und soll dann später in den Vorstand aufrücken.

Der FDP-Politiker hatte als Minister einige Gesetze angestoßen, von denen die privaten Krankenversicherer profitierten. Lindner verteidigte das: „Ich halte die private Krankenversicherung für eine wichtige Säule, von deren Stabilität das gesamte Gesundheitswesen profitiert.

Sich dafür einzusetzen ist nicht ehrenrührig.“ Noch im vergangenen Jahr hatte der damalige Gesundheitsminister Bahr sich noch selbst für seinen „Pflege-Bahr“ gelobt, eine Zusatz-Pflegeversicherung, die unter anderem die Allianz anbietet – sein neuer Arbeitgeber.

Daniel Bahr und Christian Lindner galten 2011 nach dem Abgang von Guido Westerwelle gemeinsam mit Philipp Rösler als die Hoffnungsträger der FDP, die beiden gelten als befreundet. Bahr selbst, der zuletzt für einen US-Think Tank gearbeitet hatte, bezeichnet seinen Wechsel in die Versicherungsbranche gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ als „logisch“ im Bezug auf seine beruflichen Werdegang.

Die Karenzzeit zwischen seinem Ausscheiden aus dem Berliner Ministeramt und dem Arbeitsbeginn bei der Allianz nannte er „hinreichend“.

Der Wechsel des Ex-Ministers stößt auf heftige Kritik der Vereinigung Lobbycontrol. „Bahr reiht sich damit ein in die lange Liste von Mitgliedern der schwarz-gelben Bundesregierung, die ohne Karenzzeit oder nach nur kurzer Wartezeit zu Unternehmen oder Verbänden gewechselt sind“, sagte Lobbycontrol-Sprecher Timo Lange dem Tagesspiegel. Lange forderte die Bundesregierung auf, endlich per Gesetz Karenzzeiten für den Wechsel von der Politik in die Wirtschaft einzuführen.

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