Nicht weniger, sondern tendenziell mehr müssten Autofahrer an der Zapfsäule bezahlen, wenn der Staat die Spritpreise regulieren würde. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag in Berlin vorgestellte Studie des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie im Auftrag des ADAC. Modelle, nach denen Spritpreise nur noch einmal täglich erhöht oder verändert werden dürften oder die Margen vom Staat diktiert würden, führten in einer Simulation zu höheren Kosten für die Verbraucher, sagte der Düsseldorfer Volkswirt und Vorsitzende der Monopolkommission, Justus Haucap.
Allerdings verglichen bisher 41 Prozent der Autofahrer nie oder nur selten die Kraftstoffpreise, wie eine repräsentative Umfrage im Rahmen der Studie ergab. Rund 43 Prozent tankten erst, wenn der Tank leer ist, und 40 Prozent steuerten immer dieselbe Tankstelle an.
Wie sich der Benzinpreis zusammensetzt
Die jüngsten Daten beziehen sich auf den Einkaufspreis im Januar. Im Durchschnitt lag der Einkaufspreis am europäischen Großmarkt für Ölprodukte in Rotterdam bei 56,1 Cent pro Liter.
Je Liter Benzin werden festgeschriebene 65,5 Cent Mineralölsteuer fällig, außerdem werden 19 Prozent Mehrwertsteuer erhoben.
Nach Abzug von Einkaufspreis und Steuern bleiben laut Branchenverband noch 10,8 Cent je Liter als Deckungsbeitrag. Damit müssen die Mineralölkonzerne die Kosten für die Tankstelle, Transport, Lagerung, Werbung, Verwaltung und die Beimischung von Biokomponenten begleichen.
Als Gewinn streben die Ölgesellschaften einen Cent je Liter an. Das ist allerdings nur der Gewinn, der an der Tankstelle verdient wird. Die Mineralölkonzerne, denen die Tankstellen weit überwiegend gehören, verdienen allerdings auch an Förderung, Transport, Lagerung, etc. entlang der gesamten Wertschöpfungskette nach Kräften. Die aktuelle Studie des Energieexperten Steffen Bukold spricht daher auch von einem Anstieg der Bruttomarge der Mineralölwirtschaft (Tankstellenpreis minus Rohölpreis) von 11,5 Cent Ende November 2011 auf 16,3 Cent je Liter Superbenzin Anfang März. Darin ist somit auch die Marge der Raffinerien enthalten. Bei der abweichenden Darstellung der Mineralölwirtschaft ist der Gewinn der Raffinerien in der Position der Einkaufskosten enthalten.
ADAC will Spritpreise im Web
Angesichts dieser Ergebnisse forderte ADAC-Präsident Peter Meyer, dass die geplante Markttransparenzstelle ihre Daten über die Spritpreise nicht nur dem Bundeskartellamt, sondern allen Kunden sofort im Internet zugänglich machen müsse. Mit der neuen Einrichtung will die Regierung Licht in die Wettbewerbssituation auf dem Tankstellenmarkt bringen. "Wofür Markttransparenz? Doch nicht für das Kartellamt, sondern für den Verbraucher", forderte Meyer. Nur durch leichter zugängliche, aktuelle Informationen könne die Preismacht der Ölkonzerne von den Verbrauchern gebrochen werden. Zurückhaltend auf die Veröffentlichungsforderungen reagierte dagegen Wirtschaftsstaatssekretär Bernhard Heitzer. "Ich glaube, das ist nichts Sinnvolles", sagte Heitzer, von 2007 bis 2009 selbst Kartellamtspräsident.
Zwar habe das Bundeskartellamt etwa durch die Genehmigung der Fusionen von Aral und BP sowie Shell und Dea im Jahr 2002 "indirekt dazu beigetragen, dass wir heute in dieser Situation stehen", sagte Heitzer. Es gebe im Internet aber bereits Spritpreis-Portale, und die Bundesregierung wolle diesen Markt nicht zerstören. Zudem würde den großen Ölkonzernen durch die Veröffentlichung die Abfrage der Spritpreise an den Tankstellen abgenommen, sagte Heitzer. Heftige Kritik an den Plänen für die Transparenzstelle kam vom Europachef des Ölkonzerns BP, Michael Schmidt. "Durch das geplante Gesetzesvorhaben werden die Benzin- und Dieselpreise nicht sinken", sagte er am Dienstag in Düsseldorf am Rande der Vorlage der Zahlen für das vergangene Jahr. Es handele sich um blinden, aber sehr kostenintensiven Aktionismus.