Proteste gegen die AfD in Köln Schunkelnd gegen Rechts

Während die AfD ihren Parteitag veranstaltet, versammeln sich rund um das Hotel Tausende Gegendemonstranten. Gemeinsam wird demonstriert, gesungen, gefeiert – das Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit ist eindrucksvoll.

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Tausende Gegendemonstranten haben sich auf dem Heumarkt in der Kölner Innenstadt versammelt. Quelle: dpa

Köln Seit halb sieben am Samstagmorgen ist Brigitta von Bülow auf den Beinen. An diesem April-Wochenende hat sie viel zu tun: „Wir wollen zeigen, was für ein buntes und vielfältiges Gesicht Köln hat“, sagt die 58-Jährige. Sie ist beim Aktionsbündnis „Köln stellt sich quer“ für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich und blickt stolz auf die rund 12.000 Menschen auf dem Kölner Heumarkt. So viele Demonstranten haben die Veranstalter gezählt. Sie alle wollen ein Zeichen setzen für mehr Toleranz und Weltoffenheit.

Der Anlass: Wenige hundert Meter vom Heumarkt entfernt tagen etwa 600 Delegierte der „Alternative für Deutschland“ (AfD) und wollen das Wahlprogramm für die Bundestagswahl verabschieden – begleitet von Protesten und einem Großeinsatz der Polizei. 4.000 Beamte sind im Einsatz, mussten immer wieder AfD-Politiker bis zum Tagungshotel eskortieren. „Wir setzen auf starken Kräfteeinsatz und eine niedrige Einschreitschwelle“, erklärt Polizeisprecher Christoph Gilles.

Zwei Polizisten bei Rangeleien verletzt

Denn die Stimmung rund um das Maritim-Hotel ist angespannt. Das Ziel einiger linksautonomer Gruppen war schon im Vorfeld klar: den Parteitag stören oder verhindern. Zwei Polizisten wurden bei Rangeleien verletzt. Immer wieder versuchten Personen, Absperrungen zu überwinden. Die Polizei setzte Pfefferspray ein. In einer ersten Zwischenbilanz am Nachmittag erklärte Kölns Polizeipräsident Jürgen Mathies aber, er sei „sehr zufrieden darüber, dass wirklich die allerallermeisten Menschen sich daran halten, friedlich zu bleiben“.

Zurück auf dem Heumarkt wirkt auch Polizeisprecher Gilles ziemlich entspannt: „Wir sind überwiegend zufrieden, große Zwischenfälle gab es bisher nicht. Aber der Tag ist noch nicht gelaufen, das kann ich nur immer wieder sagen.“ Ein anstrengendes Wochenende sei das, sagt er. Dienstschluss für den Pressesprecher und sein Team ist um 20 Uhr, „seit fünf Uhr sind wir schon auf Achse.“

50.000 Demonstranten im Vorfeld zu Gegenkundgebungen erwartet

Zu den Kundgebungen, Demonstrationen und Umzügen in der Domstadt wurden im Vorfeld bis zu 50.000 Teilnehmer erwartet. Auf dem Heumarkt traten Kölner Größen wie die Bläck Föös, Brings oder Kasalla auf, sangen Karnevalslieder mit den Demonstranten – schunkelnd gegen Intoleranz und Ausländerfeindlichkeit.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte im WDR, sich gegen Ausländerfeindlichkeit und Intoleranz einzusetzen, sei „unglaublich wichtig. Ich empfinde es schon als Provokation, dass sich die AfD ausgerechnet Köln als Standort für ihren Parteitag ausgesucht hat.“

„Ich bin froh, dass sich die ganze Arbeit im Vorfeld gelohnt hat, wenn ich die vielen Menschen hier bei unserer Gegenkundgebung sehe“, sagt Brigitta von Bülow. Seit der Schulzeit setze sie sich ein für mehr Toleranz und Weltoffenheit. „Ich habe mich schon immer mit unserer nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandergesetzt und dafür gekämpft, dass sich so etwas nicht wiederholt.“

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