Proteste Stuttgart-21-Gegner stürmen Baustelle

Die Polizei hat die Baustelle des Stuttgart 21-Projektes wieder geräumt. Zuvor hatten Aktivisten Zäune niedergerissen und Wassertanks besetzt. Neun Polizisten wurden verletzt.

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Polizisten schieben am Montag Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 am Hauptbahnhof in Stuttgart zurück, um einem LKW die Durchfahrt zu ermöglichen. Quelle: handelsblatt.com

Rund fünf Stunden nach der Erstürmung der „Stuttgart 21“-Baustelle am Grundwassermanagement hat die Polizei die Demonstranten von dem Gelände zurückgedrängt. Nachdem sich der Großteil der „Stuttgart 21“-Gegner freiwillig zurückgezogen hatte, drängte die Polizei die verbleibenden Protestierenden mit einem Großaufgebot vom Gelände. Dabei blieb es friedlich.

Zuvor war es zu Ausschreitungen gekommen. Mehrere hundert Gegner des Bahnhofsprojektes haben am Montagabend eine Baustelle gestürmt und dabei neun Polizisten verletzt. Ein Beamter wurde schwer verletzt, als er einen Demonstranten kontrollieren wollte, der zuvor eine Sachbeschädigung begangen hatte. Der Zivilbeamte wurde mit Kopf- und Gesichtsverletzungen ins Krankenhaus gebracht. Der Polizei zufolge hatten vorher 3000 Menschen friedlich gegen das 4,1 Milliarden Euro teure Bahnvorhaben demonstriert.

Nach den Angriffen auf Polizisten hat Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) die Stuttgart-21-Gegner aufgefordert, zu gewaltfreien und zivilen Formen des Protestes zurückzukehren.

"Gewalt schadet dem Protest"

„Gewalttätige Angriffe einzelner Demonstranten auf Polizeibeamte gehören nicht dazu“, sagte er Montagnacht der Nachrichtenagentur dpa. Damit verspiele man die Sympathien bei den Menschen, die aus guten Gründen das Milliarden-Bahnprojekt ablehnen. „Gewalt schadet nicht Stuttgart 21, sondern dem Protest dagegen“, fügte der Minister, der ein leidenschaftlicher Stuttgart-21-Gegner ist, hinzu.

Der Sprecher für das Projekt, Wolfgang Dietrich, sagte: „Nach meinem ersten Eindruck handelt es sich hier nicht mehr um zivilen Ungehorsam oder Recht auf Demonstration. Das ist schlicht und einfach kriminell.“ Der Stuttgarter CDU-Fraktionschef Peter Hauk betonte: „Diese Art der gewaltvollen Protestaktionen muss aufhören.“ Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) müsse seine abwartende Haltung aufgeben und die Demonstranten zur Friedfertigkeit aufrufen.

Dagegen sprachen die „Parkschützer“, eine Gruppe von Aktivisten, von „gelöster Feierabendstimmung“, in der rund 1000 Protestierende ein „Stück ihrer Stadt wieder in Besitz“ genommen hätten. Die Versammlung sei friedlich verlaufen, es sei nicht zu Ausschreitungen gekommen. Die „Parkschützer“ verlangen von der Bahn einen Baustopp.

Die Bahn hatte vor kurzem die seit Ende März ausgesetzten Bauarbeiten wieder aufgenommen - ungeachtet von Forderungen, diese mindestens bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse des Stresstests Mitte Juli ruhen zu lassen. Die Verlegung von 17 Kilometern Rohren für das Grundwassermanagement im Stuttgarter Zentrum steht unmittelbar bevor. Die Ständer dafür wurden zum Teil bereits errichtet.

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