Doch im Kern verstehen die Wähler nicht, was einen Oberfranken besser qualifiziert als einen Münchener, oder warum Heiko Maas aus dem Saarland Justizminister wird statt die frühere Justizministerin Brigitte Zypries aus Hessen. Immerhin hat sich Zypries schon mehrere Jahre als frühere Justizministerin profiliert. Maas hingegen konnte auch im dritten Wahlanlauf keine parlamentarische Mehrheit im saarländischen Landtag für die SPD erzielen. Auch Thomas Oppermann (SPD) aus Niedersachsen hätte das Zeug zu einem guten Justizminister. Doch mit Sigmar Gabriel, Ursula von der Leyen und Frank-Walter Steinmeier waren schon drei Niedersachsen als Minister gesetzt (Steinmeier ist zwar im nordrhein-westfälischen Detmold geboren und hat seinen Wahlkreis in Brandenburg, gilt aber parteiintern wegen seiner langjährigen politischen Arbeit in Hannover als Niedersachse). Oppermann musste daher dem Regionalproporz weichen.
Die Niedersachsen dürften sich ohnehin als heimliche Gewinner der Bundestagswahl fühlen. Zählt man zu den Ministern auch die Posten der Parlamentarischen Staatssekretäre und wegen der hohen Bedeutung für die Regierungsarbeit die Fraktionschefs hinzu, dann geht der norddeutsche Flächenstaat eindeutig als Sieger hervor. Niedersachsen stellt 15,4 Prozent der Ämter. Der Bevölkerungsanteil liegt bei knapp zehn Prozent.
Noch mehr jubeln dürften die Saarländer. Sie stellen mit Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) und Justizminister Heiko Maas (SPD) nicht nur zwei Minister, sondern mit Elke Ferner (SPD) auch die Parlamentarische Staatssekretärin im Familienministerium. Damit kommt das Saarland auf 5,8 Prozent der Posten. Der Bevölkerungsanteil liegt aber nur bei 1,2 Prozent. Auch Hessen ist gut vertreten - zwar ohne Minister, aber mit vier parlamentarischen Staatssekretären und CDU-General Tauber.
Die bevölkerungsreichen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern kommen in etwa auf die Anzahl von Ämtern, die ihrem Bevölkerungsanteil entsprechen. NRW schafft es dank zahlreicher Leute in der zweiten Reihe auf eine etwas höhere Quote. Absolut gesehen kommt jeder fünfte Minister oder Parlamentarische Staatssekretär aus dem Rheinland oder Westfalen.
Gänzlich leer aus gehen Berlin und Sachsen-Anhalt. Möglicherweise spielt der Stadtstaat im Parteiengeschacher allein deshalb keine Rolle, weil die Bundespolitik in der Hauptstadt zu Hause ist. Und Sachsen-Anhalt wird als eigenständiges Bundesland ja schon seit Jahren in Frage gestellt.