Mehr als zwei Dutzend Wohlhabenden in Deutschland – Unternehmerinnen und Unternehmern, Gründern und Erben – hat die WirtschaftsWoche einen Fragenkatalog geschickt. Wir wollten Auskünfte über die persönliche Sicht der Reichen auf die Gerechtigkeitsdebatte in Deutschland.
Es antwortete kaum jemand – Lutz Goebel, der Chef des Verbandes der Familienunternehmer, aber tat es ohne Umschweife. Hier sind seine Antworten.
WirtschaftsWoche: Geht es in Deutschland gerecht zu?
Lutz Goebel: Ja, entgegen allen Schlechtrednern gibt es heute mehr Menschen als jemals zuvor, denen es gut geht oder zumindest besser als noch vor wenigen Jahren. In weiten Teilen des Landes haben wir Vollbeschäftigung. Selbst in den neuen Ländern haben wir eine Arbeitslosenquote, von der man in anderen EU-Staaten nur träumt. Und es sind überwiegend vollwertige Arbeitsverhältnisse entstanden. Von der international nahezu beispiellos guten Entwicklung unseres Landes profitiert die ganze Breite der Bevölkerung.
Zur Person
Lutz Goebel, Jahrgang 1955, ist Präsident des Verbandes "Die Familienunternehmer" und Vizepräsident des Family Business Network (FBN) in Deutschland. Seit 1998 ist der Ingenieur Mehrheitseigentümer des Energiedienstleisters Henkelhausen.
Erleben Sie Neid auf Ihr Vermögen und Einkommen, auf Ihren Status?
Nein, kaum. Der erlebte soziale Umgang miteinander unterscheidet sich erheblich von dem publizierten. Unternehmer werden vor Ort nicht als Ausbeuter, sondern als verlässlicher Arbeitgeber wahrgenommen. Viele Arbeitnehmer haben sogar viel Respekt davor, was es heißen kann, wirtschaftlich erheblich ins Risiko zu gehen.
Fühlen Sie sich gerecht besteuert? Wenn nein: Warum nicht?
Persönlich fühle ich mich gerecht besteuert, obwohl die Belastung gewaltig ist. Für das betrieblich gebundene Betriebsvermögen wäre eine schonendere Besteuerung wirklich zielführend. Daran hängen Investitionen, Innovationen und Arbeitsplätze.
Können Sie sich eine politische Situation vorstellen, in der sie Deutschland den Rücken kehren würden?
Das hat immer etwas mit Verantwortungsgefühl zu tun, gegenüber der eigenen Tradition, dem Unternehmen und den Mitarbeitern. Doch wenn die Linken auf Bundesebene in die Regierungsverantwortung gerufen werden und damit etwa deren Vermögen- und Einkommensteuerpläne in Koalitionsverträge einfließen, werden wahrscheinlich viele Unternehmer gehen.
„Eigentum verpflichtet“ - wozu?
Eigentum verpflichtet uns Unternehmer dazu, unseren Teil zur Handlungsfähigkeit des Staates und zur Bewahrung unserer rechtlichen und sozialen Ordnung beizutragen.