Dabei war die Politik gewarnt: Kaum ein Vorhaben der großen Koalition stieß schon vor Verabschiedung auf so einhellige und vehemente Kritik von Fachleuten wie das Rentenpaket. Sie rechneten etwa vor, dass allein die Mütterrente – ein Aufschlag von monatlich bis zu 28 Euro pro Kind, das vor 1992 geboren wurde – jährlich mehr als sechs Milliarden Euro kosten wird. Es war ein üppiges Wahlgeschenk insbesondere an konservative Unions-Wähler – eine Klientel zumal, die so selten arm ist wie keine andere Altersgruppe.
Die abschlagfreie Frührente ab 63 für Angestellte mit besonders vielen Berufsjahren war das ideale SPD-Pendant dazu: Ein Präsent vornehmlich für Männer, die lange an der Werkbank geschafft haben, sich aber ohnehin auf verhältnismäßig hohe Renten freuen dürfen.
Dass all diese Probleme die Konjunktur bislang kaum belasten, ist allein dem aktuellen deutschen Job-Boom geschuldet. Steigende Löhne und mehr Beschäftigte spülen unerwartet höhere Beitragseinnahmen in die Rentenkasse. Der gegenwärtige Aufschwung übertüncht damit die Folgen des Rentenpakets. Aber wie lange noch?
Spürbar sind die schwarz-roten Geschenke nämlich bereits, wie Berechnungen des Rentenexperten Alfred Boss vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zeigen. Ende 2014 verfügte die Rentenkasse noch über 35 Milliarden Euro an Rücklagen. 2015 wird die Rentenversicherung ungeachtet der blendenden Lage am Arbeitsmarkt immerhin ein Defizit in Höhe von 1,9 Milliarden Euro einfahren.
2016 dürfte sogar ein Minus von 3,6 Milliarden auflaufen. Auch in den Folgejahren schrumpft die Reserve laut der IfW-Prognose kontinuierlich weiter. Das bedeutet: Ein sinkender Beitragssatz und damit Entlastung für Arbeitnehmer ist kaum mehr vorstellbar.
„Das Rentenpaket“, urteilt Fachmann Boss, „ist und bleibt ein großer Fehler, der die gewaltigen Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft ausblendet.“ Der Wirtschaftsweise Feld sieht das genauso: „Spätestens 2019 wird der demografische Druck so stark sein, dass die künftige Regierung Wohltaten zurückfahren muss“, sagt er. „Und diese Korrektur dürfte dann umso deutlicher ausfallen.“