Schuldenreport 2016 Diesen Ländern droht die Überschuldung

108 Staaten sind „kritisch verschuldet“: Das zeigt der Schuldenreport der gemeinnützigen Organisationen Erlassjahr.de und Misereor. Besonders arabische Länder sind betroffen – aber auch europäische.

LibanonIn den vergangenen 50 Jahren gab es eine starke Landflucht, sodass die meisten Libanesen in den Städten wohnen. Die Hauptstadt Beirut hat rund 1,5 Millionen Einwohner. Insgesamt leben im Libanon rund vier Millionen Menschen. Quelle: dpa
Die Staatsschulden betragen 140 Prozent des BIP – der Libanon gehört damit zu den am höchst verschuldetsten Ländern der Welt. Etwa 40 Prozent der Staatsausgaben werden allein für Zinsen und Schuldentilgung aufgewendet. Auch Subventionen für den staatlichen Energieversorger sowie die Lohnausgaben für dem öffentlichen Sektor belasten die Staatskasse erheblich. Quelle: dpa
Auch die Flüchtlingskrise belastet den Staatshaushalt stark: Im Libanon befinden sich momentan mehr als eine Millionen registrierte Flüchtlinge. Für ein Land mit vier Millionen Einwohnern kaum zu stemmen. Darüber hinaus leidet das Land unter Korruption und einem ineffizienten Verwaltungssystem. Ein vor kurzem veröffentlichter Dokumentarfilm der Heinrich-Böll-Stiftung bezeichnete den arabischen Mittelmeerstaat als „tickende Zeitbombe“. Quelle: AP
Der Libanesische Bürgerkrieg dauerte von 1975 bis 1990 und forderte etwa 90.000 Todesopfer. In dieser Zeit flohen rund 800.000 Libanesen aus dem Land. Im Jahr 2006 befand sich der Libanon für 33 Tage im Krieg mit Israel, nachdem die islamische Miliz Hisbollah eine Militärbasis in Israel mit Raketen angegriffen hatte, worauf Israel wiederum mit Luftangriffen reagierte. Quelle: dpa
Auch Jordanien ist von der Flüchtlingskrise besonders stark betroffen. In dem syrischen Nachbarland befinden sich 600.000 Syrer sowie 60.000 Iraker. Für ein Land mit 6,6 Millionen Einwohnern nicht finanzierbar. Jordanien ist somit auf internationale Hilfsgelder angewiesen, die jedoch nur schleppend fließen. Quelle: dpa
Nach der Staatsgründung Israels im Jahre 1948 sowie dem Sechs-Tage-Krieg 1967 wurde Jordanien zum Aufnahmeland für palästinensische Flüchtlinge. Heute sind schätzungsweise die Hälfte der Jordanier palästinensischer Abstammung. Jordanien ist stark von Energieimporten abhängig: Wichtig ist besonders Erdgas, das Ägypten bisher zu Vorzugspreisen geliefert hat. Da durch die Anschläge auf die Erdgaspipeline auf dem Sinai nur noch sehr eingeschränkt Erdgas von dort bezogen werden kann, muss Jordanien seither Schweröl und Diesel aus der Region zu Weltmarktpreisen zukaufen – mit Auswirkungen auf den Staatshaushalt. 2015 betrug die Staatsverschuldung 90 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, 2011 waren es noch 71 Prozent gewesen. Zudem macht eine hohe Arbeitslosenquote dem Land zu schaffen. Quelle: dpa
Die verlassene Felsenstadt Petra gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist von großer Bedeutung für den jordanischen Tourismus. Wasser ist in Jordanien ein rares Gut: Das Königreich gehört zu den fünf wasserärmsten Ländern der Welt. Quelle: dpa
Straße in Pakistan. Quelle: AP
Die Hauptstadt Pakistans ist Islamabad. Dort leben mehr als eine Million Menschen. Die Staatsverschuldung Pakistans beträgt rund 62 Prozent des BIP. Defizitäre Staatsbetriebe, wie die pakistanische Eisenbahn, der Luftverkehr oder die Stahlbetriebe, benötigen regelmäßig staatliche Finanzmittel. Die Steuerquote ist mit knapp 9 Prozent eine der niedrigsten der Welt. Auch ist die Einschulungs- und Alphabetisierungsrate sehr gering. Die meisten Pakistaner arbeiten in der Landwirtschaft – dieser Sektor macht ein Viertel des Bruttoinlandsproduktes aus. Quelle: Reuters
In der indischen Hauptstadt Neu Delhi leben etwa 16,3 Millionen Menschen und es gibt 8,8 Millionen Fahrzeuge. Dementsprechend ist die Luft stark verschmutzt. Der öffentliche Haushalt ist derzeit in Höhe von 66 Prozent des BIPs verschuldet. Der Staat muss stark in Infrastruktur investieren, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln – was zu einem wachsenden Haushaltsdefizit führt. Indien braucht höhere Steuereinnahmen, da aber 70 Prozent der Bevölkerung in Armut leben, ist dies schwer umsetzbar. Nur etwa 10 Prozent aller Beschäftigten sind in einem verträglich geregelten Arbeitsverhältnis. Quelle: dpa
Auf einer Fläche neunmal so groß wie Deutschland leben etwa 1,25 Milliarden Menschen. Die meisten Inder leben auf dem Land und sind so wirtschaftlich benachteiligt. Rund die Hälfte der indischen Arbeitskräfte sind in der Landwirtschaft beschäftigt, obwohl der Anteil der Landwirtschaft an der indischen Wirtschaftsleistung seit Jahren sinkt: Er beträgt nur noch etwa 17,6 Prozent. Quelle: dpa
Das Land leidet unter den niedrigen Weltmarktpreisen für Rohstoffe, aber auch ihre Wirtschaftspolitik macht dem Land zu schaffen. Eine mangelnde Infrastruktur, besonders bei der Stromversorgung, hemmt das Wirtschaftswachstum. Die Staatsverschuldung betrug im vergangenen Jahr 71 Prozent des BIPs. Quelle: AP
Insgesamt leben rund 27 Millionen Menschen in Ghana, in der Hauptstadt Accra etwa zwei Millionen. Es gibt zwar eine Schulpflicht, aber es mangelt an Geld für Schulen und Lehrer. Quelle: dpa
Die Arbeitsgesetzgebung Sri Lankas ist sozialistisch geprägt, zudem machen bürokratische Entscheidungsabläufe das Land für ausländische Investoren weniger interessant. Quelle: dpa
Imbisstand an einem Strand in Sri Lanka. Quelle: REUTERS
Das jüngste Land der EU verliert stetig Einwohner: 4,29 Millionen Menschen leben in dem Land an der Adriaküste – und jedes Jahr werden es weniger. Die Zahl der im Ausland lebenden kroatischen Staatsangehörigen ist beträchtlich. Die Arbeitslosenquote liegt bei 17,7 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit ist mit 44 Prozent besorgniserregend hoch. Quelle: dpa
Die kroatischen Staatsschulden betragen 87,9 Prozent des BIP, der Exportanteil liegt bei nur 26,5 Prozent. Quelle: dpa
Der EU-Beitrittskandidat versucht seit Jahren die Wirtschaft zu stärken, doch das Bruttoinlandsprodukt wächst nur gering. Das Nettodurchschnittseinkommen der Serben liegt nur bei rund 380 Euro monatlich. Die Verschuldungsquote beträgt dagegen 77 Prozent des BIPs. Quelle: dpa
Der Weg von einer kommunistischen in eine marktwirtschaftlich orientierte Wirtschaft dauert. Sieben Prozent Bevölkerung leben in absoluter Armut. Die Arbeitslosenquote liegt bei 17,9 Prozent, der Durchschnittslohn im staatlichen Sektor beträgt 379 Euro. In Anbetracht der Verschuldungsquote von 73 Prozent, braucht der Staat dringend Einnahmen. Doch ein schwaches Rechtssystem hemmt die wirtschaftliche Entwicklung; Schattenwirtschaft und Steuerbetrug verringern die Steuereinnahmen um etwa 50 Prozent. Quelle: Reuters
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